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Wien von Hinten

  • Bernd
  • 17. Juli 2024
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Juli 2024

Diese Reise ist Teil einer längeren Tour: Sie beginnt in Wien/Österreich, führt mich nach Kuala Lumpur/Malaysia, nach Miri/Malaysia, weiter nach Jakarta/Indonesien, Karawang/Indonesien, Manila/Philippines, Tagbilaran/Philippines. Über Kuala Lumpur geht es für ein paar Tage nach Abu Dhabi und schließlich zurück nach Deutschland.


Vor einem Lokal steht eine schwarze Tafel: Mit Kreide steht in englischer Sprache: "Beer of the month" und "Vodoo Sissi".

Mit dem ICE geht es von Frankfurt nach Wien. Ich habe mich dort mit einem Freund verabredet. Wien steht schon seit längerer Zeit auf meiner To-do-Liste. Im um Freundlichkeit bemühten Hotel Ambasador, also sehr zentral an den vielen wie unendlichen Sehenswürdigkeiten, die diese Stadt zu bieten hat, checke ich ein. Es ist Anfang Mai, Wetter durchwachsen, ein Gemisch aus Sonne und Regen, passend zur Laune der Wiener, die den Berlinern in Sachen Freundlichkeit durchaus das Wasser reichen können.


Mit der Vienna City Card können Sie die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Einige Museen gewähren einen günstigeren Eintritt: viennacitycard.at











Donnerbrunnen mit Brozeskulpturen am Neuen Markt, Wien.
Hör auf zu glotzen! Lustmolch!

In Wien leben etwas mehr als 2 Millionen Einwohner. Mehrfach wurde, laut Mercer-Studie, die Stadt zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Wien belegte acht Mal in Folge den ersten Platz. Das hat allerdings auch seinen Preis: Laut der Index-Plattform Numbeo braucht eine 4-köpfige Familie 3.154 € ohne Miete, 4.672 € mit Miete im Stadtzentrum und 4.247 in den Randgebieten.


Die 10 lebenswertesten Städte 2023 sind


  1. Wien (Österreich)

  2. Zürich (Schweiz)

  3. Auckland (Neuseeland)

  4. München (Deutschland)

  5. Vancouver (Canada)

  6. Düsseldorf (Deutschland)

  7. Frankfurt am Main Deutschland)

  8. Genf (Schweiz)

  9. Kopenhagen (Dänemark)

  10. Basel (Schweiz).



Wien an drei Tagen


Wien ist eine Metropole. Ein Touristenmagnet. Wie in vielen touristischen Orten der Welt explodieren die Besucherzahlen. Wartezeiten, hohe Preise, gestresstes Servicepersonal sind die Folge. Anstehen. Wien von Hinten eben. Reisen Sie deshalb, wenn möglich, außerhalb der Ferienzeiten.


Nuhr in Wien


Der Kabarettist Dieter Nuhr steht auf der schlichten Bühne der Marx Halle in Wien und erklärt dem Publikum die Welt.
Dieter Nuhr, 2024 in der Marx Halle.

Wir besuchen Dieter Nuhr, besser gesagt seine Vorstellung in der Marx Halle, im 3. Wiener Gemeindebezirk. Die Veranstaltung ist ausverkauft. Die Marx Halle hat übrigens nichts gemein mit Karl Marx, dem deutschen Philosophen und Gesellschaftskritiker. Das Gebäude war eine historische Rinderhalle. Sie dient heute als Veranstaltungsort mit 8000 Stehplätzen. Wir dürfen allerdings sitzen.


Dieter Nuhr gehört zu jenen unerschrockenen Kabarettisten, die noch sagen, was sie denken, auch wenn es wahr ist. Oder so ähnlich.






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Die Luft muss ich allerdings anhalten, als er in diesem altehrwürdigen Wien - war es ein Nebensatz? - noch mal feststellt, dass Hitler ein Österreicher war, was ja stimmt.


Als unsere Schulklasse (damals) eine Schulfreizeit in Österreich verbrachte, wurde uns (deutschen) Schülern immer wieder unter die Nase gehalten, dass wir unseren Hitler besser hätten behalten sollen.


Die Österreicher sahen sich als Opfer, denn Nazis gab es bei ihnen nach deren Wahrnehmung damals nicht. Aber jetzt, 2024, nimmt es das aufgeklärte Publikum gelassen.


Ansonsten bekommt an diesem Abend die deutsche Politik, insbesondere die bei den Deutschen extrem unbeliebte Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP ihr Fett weg. Und das, obwohl er, wie Dieter Nuhr selbst sagt - grün sozialisiert wurde. Alles ist eben im Wandel.





Stuhlgang im Café


Ich gehe in eines der zahllosen sehr teuren und trotzdem überfüllten Cafés, frage einen Gast, ob ich den Stuhl haben dürfe. Die Antwort kam prompt: "Das Klo ist Draußen!" Stuhl bedeutet nämlich in Österreich Kot. Wie unappetitlich. Ok, das kenn ich aus Deutschland, nur sagen wir da Stuhlgang. Also sagen Sie nicht Stuhl, wenn Sie die Sitzgelegenheit meinen, sondern Sessel. Ein Sessel heißt in Österreich Fauteuil. Soviel dazu.



Eine Menschenschlange bildet sich vor dem Hotel Café und wartet auf einen Platz.
Berühmt und teuer: das Hotelcafé Sacher.

Money, money, money, just for funny...


Eine Tasse Kaffee mit Milchschaum.

Woran Sie sich gewöhnen müssen ist, ich wiederhole mich, das Anstellen. Egal welche Sehenswürdigkeit, sie müssen H i n t e n anstehen. Natürlich sind die angesagten teuren Cafés überfüllt. Die Leute stehen hier ebenfalls Schlange, um für einen Café Latte 7,20 € zu zahlen. Und der Tee ist nicht billiger. Den gleichen Betrag zahlen Sie dann auch noch einmal für ein Stück Kuchen.


Das nenn ich mal dekadente Abzocke. Ok, Sie zahlen auch das Flair, den Wiener Charme, den ich bislang bei diesem Touristenansturm vergeblich suche. Aber glauben Sie mir: Ein paar Straßen weiter, in den Seitenstraßen, ist der Kaffee auch noch teuer aber billiger als in den von Touristen überfüllten Läden. Und das Personal ist etwas entspannter.




Meine Highlights in loser Reihenfolge


Das Café Mozart

Meine Wertung: ****


Albertinaplatz 2, 1010 Wien



Hier trank der britische Schriftsteller Graham Greene (* 02. Oktober 1904 - + 03. April 1991) seinen Kaffee. Einige Szenen aus dem Film "Der dritte Mann" wurden hier gedreht.



Kaffeehaus Mozart in Wien mit Sitzgelegenheiten. Seit 200 Jahren befindet sich das Café hier. im Außenbereich.
Der frühe Gast steht nicht an.

Tipp: Gehen Sie kurz nach der Öffnung des Cafés frühstücken. Dann kommen Sie ganz ohne Wartezeiten rein. Aber, welch ein Fauxpas ist mir hierbei unterlaufen? Ich erreiche das Café kurz nach seiner Öffnung. Es ist gut besucht aber nicht voll. Keine Warteschlange am Eingang. Aber ich habe das Schild mit folgendem Text übersehen: "Um für Sie den schönsten Platz zu finden, sind wir gleich für Sie da! Bitte warten Sie hier!" Ich rechnete zur Strafe mit dem Schlimmsten: Peitschenhiebe, Kaffee von der Wärmeplatte, Pranger am Prater. Der Kellner hat mein zielstrebiges Handeln toleriert. Nachträglich: Entschuldigung und meinen untertänigsten Dank an dieser Stelle.







Die Inneneinrichtung ist überwältigend klassisch, so, wie man sich das eben in einem traditionellen Kaffeehaus in Wien vorstellt. Aber die Kuchentheke habe ich mir umfangreicher, pompöser, vorgestellt. Sieht ein bisschen aus, wie bei der Backfiliale in der Mall nebenan. Aktuell wird das Café renoviert (Stand Sommer 2024). Das war auch nötig, weil die Polster deutlich in die Jahre gekommen sind.



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Nach dem Besuch des Cafés sind Sie schon auf halbem Weg zur Karlskirche.



Barock pur: die Karlskirche

Meine Wertung: ****



Auch hier gilt wieder: Hinten anstellen.


Die Karlskirche ist ein optisches Highlight. Ich empfehle hier den kostenpflichtigen Aufstieg zur 70 m hohen Kuppel. 9,50 € kostet der Spaß für Erwachsene, 7,50 € für Gruppen ab 6 Personen und 5 € für Studenten (Stand 2024). Immerhin sind Kinder bis zu 10 Jahren frei. Der Herr hat´s gegeben, der Herr nimmt´s auch wieder. Sie haben von dort aus einen Überblick über den Karlsplatz, den Park, den Musikverein, die technische Universität und die Stadt Wien natürlich.


Vom Dach der Karlskirche hat man einen guten Überblick auf die Innenstadt des ersten Bezirks. Im Vordergrund eine Skulptur, unten schimmert ein künstlich angelegter grüner Teich, umrahmt von grünen Bäumen.
Blick von der Karlskirche.

Im Zwischengeschoß finden Sie eine kleine überschaubare Ausstellung mit Informationen und einem Modell des Gebäudes. Außerdem haben Sie Zugang zur Orgel, mit Blick ins Kirchenschiff. Die Schatzkammer zeigt sakrale Exponate und historische Kleidungsstücke des Patrons. In der Kirche finden auch regelmäßig Konzerte statt.




Wenn wir schon bei den unzähligen Kirchen Wiens sind. Das Wahrzeichen Wiens ist der



Stephansdom am Stephanplatz

Meine Wertung: *****


Stephansplatz, 1010 Wien

Öffnungszeiten 6 - 22 Uhr, aktuelle Infos Öffnungszeiten und Preise unter



Das All-inclusive-Ticket für 25 € beinhaltet

  • Eintritt zur Domkirche,

  • Besichtigung des Nord- und Südturms,

  • Katakomben Führung,

  • Dom Museum Wien,

  • Zutritt zur Schatzkammer des Deutschen Ordens.


Stephansdom am Stephansplatz in Wien. Im Vordergrund der sehr belebte Platz.
Wer kein Ticket hat steht an.

Das im 12. Jahrhundert im gotischen-romanischen Stil errichtete Gebäude ist mit 136 Meter Höhe zugleich Österreichs höchste Kirche. Steffl nennen ihn die Wiener liebevoll. Die Menschenmassen auf dem Stephansplatz sind eine Herausforderung für mich. Wenn Sie gut zu Fuß sind, können Sie die 343 Treppenstufen zum Kirchturm nehmen. Der Dom ist Grabkirche der Habsburger, der Wiener Erzbischöfe und Kardinäle.



Wiener Fiaker fahren


Meine Wertung: ****



Vor den touristischen Hotspots finden Sie Fiaker, die Wiener Pferdekutschen. Die Fahrten sind für eine Großstadt relativ entspannt, weil die Innenstadt in Wien für den Kraftfahrzeugverkehr streng geregelt ist. Angeboten werden verschiedene Touren. Allerdings ist der Spaß nicht ganz billig:


Je nach Route zahlen Sie ab 20 Minuten zwischen 40 bis 140 €, bei Spezialtouren wie Hochzeitsfahrten auch mal 400 €. Wenn Sie zufrieden waren können Sie 10 % Trinkgeld geben. Küss die Hand!


Den Preis rechtfertigen die Unternehmen mit der Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen bei Ausbildung der Fahrer, Sicherheit der Kutschen und Haltung der Pferde. Wussten Sie, dass das Fiakerpferd nur 18 Tage im Monat arbeiten darf?


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Zucker für die Seele

Wertung der Gäste aus über 600 Rezensionen: *****



Herrengasse 6 - 8, 1010 Wien


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Es erinnert mich ein wenig an Morelia in Mexiko, wo es eine Einkaufspassage speziell mit handgefertigten Süßwaren, fast schon Kunstobjekte, gibt. Hier im Shop finden Sie ein reichhaltiges Sortiment an Süßwaren: Drops, Lollis, Fruchtgelees und Bonbons, teils personalisiert und individuell verpackt.


In den Sommermonaten finden auch 1,5 stündige Führungen statt.

















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"Zu Risiken und

Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Zahnärztin oder Ihren Zahnarzt."





Die Hofburg

Meine Wertung: *****


1010 Wien, Österreich




Sissi, wer kennt sie nicht, zog mit gerade mal 16 Jahren mit ihrem Ehemann Kaiser Franz Joseph I 1854 in die Gemächer der Hofburg. Was für ein Glück für ihn, damals. Heute müsste er sich als Kinderschänder im Internet beschimpfen lassen. Und das politische Establishment würde ihm gegenüber auf Distanz gehen. Ein Heer an männlichen, weiblichen, diversen Sozialarbeitern und Therapeuten würden sich an ihr, Amalie Eugenie, Herzogin von Bayern, abarbeiten. Gut möglich, dass die Polizei dem Kaiser einen Platzverweis aussprechen oder das Jugendamt Sissi gleich in Obhut nehmen würde.


Ich glaube die SPD, Grünen und die Linke hätten das komplette Areal, stünde es denn in Berlin, komplett umbenannt.



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Die Hofburg aus dem 13. Jahrhundert war bis 1918 Residenz der Habsburger in Wien. Seit 1946 ist sie Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten. Außerdem beherbergt sie den größten Teil der Nationalgalerie, das Bundesdenkmalamt und diverse Museen.


Von hier aus haben Sie extrem viele touristische Optionen. Das verdeutlicht in idealer Weise folgender Plan:


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Treffen Sie Ihre ganz individuelle Entscheidung, was genau auf dem Programm steht. Sie können sowieso nicht alles besichtigen.



Mozartdenkmal: Rock me Amadeus


Auf Position 9 des Plans (siehe Foto unten) finden Sie das Mozartdenkmal. Es ist ein beliebtes Fotomotiv. Sie brauchen etwas Geduld, um das Musikgenie so fotografieren zu können:



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Wolfgang Amadeus Mozart, * 27. Januar 1756 in Salzburg, + 05. Dezember 1791 in Wien.


Nach der Uraufführung der Zauberflöte im Freihaustheater Wien erkrankt Mozart und stirbt 1791 mit nur 35 Jahren in Wien.



Wohin willst Du gehen?


Kriminalmuseum, Sissi Museum, Kapuzinergruft, Zoo, Schloss Schönbrunn, Wiener Staatsoper, Naturhistorisches Museum, Nationalbibliothek, Albertina, Hundertwasserhaus, Museum der Illusionen, Prater...


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Ich für mich habe erst einmal genug von dieser grandiosen Stadt gesehen. Es gibt noch unendlich mehr zu entdecken. Zu einem anderen Zeitpunkt.


Nervosität steigt in mir auf. So wie immer vor einem Flug. Morgen geht es weiter nach Kuala Lumpur in Malaysia. Flieg mit mir...


Transfer zum Wiener Flughafen: 50 €.

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