top of page

Saudi Arabien

  • Bernd
  • 2. Sept. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Meine Vorstellungen über dieses geheimnisvolle mystisch-verklärte Land sind von Klischees geprägt: Ölscheichs leben in Saudi Arabien. Alle sind unvorstellbar reich, die Frauen entrechtet und verschleiert. Durch die lebensfeindliche glutheiße Wüste ziehen Karawanen. Orientalisches Märchen.


Nicht mehr das Land aus dem Film Laurence von Arabien, nein. Schon modern aber doch noch bis vor ein paar Jahren von der Außenwelt abgeschottet. Saudi Arabien ist mit Mekka das religiöse Zentrum der 1,8 Milliarden Muslimen. Verstöße gegen religiöse Regeln werden drakonisch bestraft.


Das Bild zeigt eine in warmen Rottönen gehaltenes Bild, das einem Gemälde entspricht: Beduinen ziehen mit Kamelen durch die Wüste. Die Sonne geht am Horizont unter.

Die Maschine der ITA Airline ruckelt von einer Außenposition des Terminal 2, Frankfurt in Richtung Rollbahn. Parkende Flugzeuge, Servicegebäude und Servicefahrzeuge des Fraport flankieren unser Vorhaben, pünktlich zu starten. Baufahrzeuge stehen verlassen herum. Nur die Asphalthügel, Bauschutt und Sand dokumentieren, dass sie benutzt wurden.


Passagiere besteigen das Flugzeug der italienischen Airlines an einer Außenposition des Flughafens.
Maschinenwechsel in Rom

Wo sind die Klimakleber nur abgeblieben? Sie legten in den vergangenen Sommermonaten mehrere Flughäfen in Deutschland lahm. Wir sollten die Start- und Landebahnen zu Sandpisten umfunktionieren. Dann können sie sich nach Herzenslust festkleben, haben ein gutes Gefühl, etwas fürs Klima getan zu haben und lassen sich ohne großen Aufwand von der Polizei umplatzieren. Jeder ist zufrieden. Welch salomonischer Gedanke.



King Khaled International Airport: Visa/Einreise/Passkontrolle

Meine Wertung: *****


Roter deutscher Reisepass, darunter liegt ein gelbes Impfbuch.

Vor Reiseantritt beantrage ich bei visa.visitsaudi.com das eVisa. Der Vorgang ist denkbar einfach. Wenige Tage kann ich es von meinem E-Mail-Konto downloaden.


Auch die Einreiseprozedur ist angenehm unkompliziert, der Beamte freundlich. Fingerabdrücke, Foto, fertig.








Geld tauschen


Ein Mann von Hinten in einem  traditionellen weißen Qamis.
Traditionelle Kleidung: Qamis.

Die Landeswährung ist der saudische Riyal.


Der Umtausch von Geld ist problemlos. Empfehlenswert sind die zahlreichen Bankautomaten, die es in praktisch jeder Mall gibt.


Wer das nicht mag findet aber auch Wechselstuben.


Hinweis: Nicht jeder Scheich ist auch gleichzeitig ein Ölscheich. Es lebe das Klischee!









Taxi


Grünes Taxi in Saudi Arabien.

Nachdem ich meinen Koffer in Empfang genommen habe geht es in die Ankunftshalle. Ich ignoriere die zahlreichen Transportangebote, nehme am Ausgang den Weg links und buche eines der grünen Taxis in die Innenstadt Riads.


Hinweis: Die Taxis haben ein Taximeter.





Sicherheit


Schwarz-weißer Geländewagen der Polizei.

Saudi Arabien ist ein autoritär geführtes Land mit hohen Sicherheitsstandards. Die öffentlichen Räume sind offensichtlich durchgehend mit Überwachungskameras ausgestattet.


Und an Plätzen, wo ich sie nicht entdecken kann, würde ich nicht ausschließen, dass sie trotzdem vorhanden sind.




Die Menschen treten mir überwiegend offen und freundlich entgegen, fragen, woher ich komme und sind sehr aufgeschlossen. Zu meiner Überraschung sind viele Frauen unverschleiert. Aber auch Touristeninnen brauchen kein Kopftuch mehr, was mit der Öffnung des jungen Machthabers Mohammed bin Salmans einher geht.



Hauptstadt Riad


Seit 1932 ist Riad die Hauptstadt Saudi Arabiens. Hier leben knapp 7 Millionen Einwohner. Das saudische Königshaus unterhält in Riad seinen Hauptpalast. Mit der touristischen Öffnung 2019 steckt die Regierung Unsummen in die Renovierung der historischen Gebäude.



Strom, Adapter


ich brauchte in den Hotels keinen Adapter.



Hotel Rosh Ray haan by Rotana

Meine Wertung: *****


Adresse: Olaya District, Al Olaya, 12241 Riad, Saudi Arabien, ca. 600 m vom Zentrum


In der Hotellobby befindet sich das geschmackvoll gestaltete Café, gestaltet mit Fliesen in Beige.

Das 5-Sterne-Hotel hat 236 Zimmer und liegt im Business Distrikt. Zimmer und Service entsprechen den Erwartungen dieser Hotelkategorie. Einzig die Internetgeschwindigkeit von 10 Mbit/s ist zu bemängeln. Für das unwesentlich schnellere 15 mBit/s Angebot muss man zuzahlen.


In der Sommerzeit sind einige Leistungen eingeschränkt.


Sommer, 46 Grad C oder Big Mac für zwei


Das hohe Gebäude des Kingdom Center sieht oben wie ein Flaschenöffner aus.
Flaschenöffner: das Kingdom Center

Ich lass es langsam angehen und laufe bei 46 Grad gegen 15 Uhr zur etwa 2 km entfernten Kingdom Mall. Jede Ampel dorthin ist in dieser Gluthitze ein Martyrium.


In der heruntergekühlten Mall angekommen ziehe ich Geld am Automaten. Am Ende der Halle ist ein kleiner food court, bestelle dort einen frisch gepressten O-Saft und einen Big Mac. Plötzlich wird mir schwarz vor Augen, ich muss mich setzen.


Oberkörper und Kopf auf der Tischplatte liegend läuft mir kalter Schweiß in Strömen über Gesicht und Rücken.





Ich kämpfe mit aller Kraft gegen die Übelkeit an, höre meinen Herzschlag im Ohr und nehme meine Umgebung nur noch schemenhaft wahr.


Das wüstenheiße Klima ist nicht neu für mich. Aber das ist mir noch nie passiert. Ein Kreislaufkollaps ist so mit das gefährlichste was einem unterwegs passieren kann. Und diesmal war es ziemlich knapp. Auf dem Tisch hat sich eine Lache aus kaltem Schweiß gebildet.


Mall von Außen. Am blauen Sommerhimmel brennt die Sonne herab.
Sommer, nichts wie rein, in die Mall

Nach knapp einer Stunde richte ich mich langsam auf, trinke in kleinen Schlucken meinen Saft. Der Kreislauf scheint sich zu stabilisieren. Hossa!!!


Erst jetzt bemerke ich die freundliche Servicekraft, die mich fixiert. Ist es wegen mir oder wegen des Big Mac´s? Wahrscheinlich letzteres.


Um eine Erfahrung reicher stehe ich langsam auf, versuche so würdevoll wie nur möglich, die Mall zu verlassen und nehme ein Taxi zurück zum Hotel.


Den unberührten Big Mac überlasse ich wer immer ihn haben will.




Reisezeit


Converse Schuhe auf steinigem Grund.
Auf und davon.

Mein Malheur belegt, weshalb die meisten Touristen in den Wintermonaten nach Saudi Arabien Reisen. Aktivitäten sind in den Sommermonaten tagsüber so gut wie unmöglich. Die Einheimischen nutzen die Zeit für Auslandsreisen, z.B ins kühlere Europa.


Entsprechend reduziert ist das öffentliche Leben in der Stadt. Bleiben nur die Malls, deren Besuch aber auf die Dauer langweilig ist. Erst gegen den späten Nachmittag kehrt Leben in die Straßen und auf die Plätze zurück. Aber auch nachts sind die Temperaturen deutlich über 30 Grad C.


Es gibt durchaus auch Vorteile, das Land im Sommer zu bereisen. Die touristischen Hotspots sind nicht überfüllt, lange Wartezeiten an den Eingängen entfallen. Das Hauptargument aber ist: Stille, insbesondere in der Natur.


Klimatisch gesehen ist die beste Reisezeit zwischen November und Februar.




Zurück zu den Wurzeln: At-Turaif World Heritage Site

Meine Wertung: *****


Adresse: Wadi Hanifah, Al Traif, Diriyah 13711, Diryah

+966 9200 21727


Die alten Lehmgebäude werden mit Bildern angestrahlt und zeigen das Leben der Stadt im orientalischen Mittelalter.

Der nordwestlich gelegene Vorort Diriyyan, mit seinen etwa 62.000 Einwohnern, gilt als Wiege des Landes. Dort entdecke ich restaurierte Lehmgebäuden. Der ganze Ort ist nun ein stimmungsvolles Freilichtmuseum. Früher wohnten hier einmal Händler und Wadibauern.


Die Skyline von At-Turaif bei Nacht. Davor angelegte Gärten mit Palmen.

Dieser Ort ist die Heimat der etwa seit 1735 existierenden Dynastie Al Saud und Keimzelle, die Wurzel, des Wahhabismus. Der Stadtteil At-Turaif ist seit 2010 Weltkulturerbe.


Angestellte in traditioneller Tracht schenken als Zeichen der sprichwörtlichen Gastfreundschaft arabischen Kaffee an die Besucher aus.


Im weitläufigen Eingangsbereich stehen links und rechts zwei Araber und schenken den Besuchern traditionellen arabischen Kaffee in kleine Papierbecher ein.

An diversen Stellen der Gebäude stehen den Besuchern kostenlos kleine Flaschen Mineralwasser zur Verfügung. Wer weiß wie lange noch? Ich rechne damit, dass in wenigen Jahren der Ort mit Touristen überschwemmt werden wird.



At-Turif bei Nacht.


Zeitreise per Lichtshow

Meine Wertung: ****


Blau angeleuchtete Lehmgebäude von At-Turaif.

Das geschichtsträchtige Saudi Arabien erfindet sich gerade neu. Vor einem der Gebäude findet eine animierte Geschichtstour statt: Hierzu projizieren sie Bilder über den langen beschwerlichen Weg zur Unabhängigkeit des Landes an die Häuserwände. Mitunter romantisch verklärt oder heroisch, aber immer entschlossen im Kampf gegen die Osmanen.


Bunt angesttrahlte Lehmgebäude von At-Turaif.

Am Ende wird alles gut: shake hands.



Restaurants, die noch freundlichen Angestellten, das gesamte Ambiente versetzen mich zurück in die Zeit Lawrence von Arabien, monumental und grandios. Dargestellt im gleichnamigen Film des Regisseurs David Lean, u.a. mit Peter O Toole, Anthony Quinn und Omar Sharif in den Hauptrollen.


Ein Araber läuft im traditionellen Gewand durch die historischen Straßen des blitzblanken At-Turaif.

Ich finde, Geschichte wird durch Musik erst emotional. Auch hieran haben die Veranstalter gedacht. Ein kleines Orchester lässt den Nachthimmel des Morgenlandes zu orientalischen Klängen erklingen.


Und in einem kleinen Bookshop könnte ich mir gigantische Bildbände zulegen. Allerdings eignen sie sich nicht für den Koffer und schon gar nicht fürs Handgepäck, so groß und schwer sind sie. Ungeeignet für meine Flugreise.



Meine weitere Reiseroute wird Riad, Jeddah und Medina sein. Step by step.






Comments


bottom of page