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Sarawak: Miri

  • Bernd
  • 27. Aug. 2024
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Mai

Diese Reise ist Teil einer längeren Tour: Sie beginnt in Wien/Österreich, führt mich nach Kuala Lumpur/Malaysia, nach Miri/Malaysia, weiter nach Jakarta/Indonesien, Karawang/Indonesien, Manila/Philippines, Tagbilaran/Philippines. Über Kuala Lumpur geht es für ein paar Tage nach Abu Dhabi und schließlich zurück nach Deutschland.



Auf dem Foto sieht man ein Flugzeug von Malaysia Airlines am Terminal.
Nach dem Durchstart glücklich gelandet.

Gut zwei Flugstunden östlich von Kuala Lumpur liegt die Enklave Miri, in direkter Nachbarschaft zu Brunei Darussalam. Es ist schlechtes Wetter. Regen mit starken Windböen. Kurz vor der Landung muss der Pilot den Flieger durchstarten, zieht seine Kreise und setzt schließlich erfolgreich zur Landung an.


Wer nach Miri möchte, muss hier noch einmal durch die Immigration, auch wenn Sie bereits in Kuala Lumpur eingereist sind.




Miri hat etwa 300.000 Einwohner und liegt auf der Insel Borneo, im Bundesstaat Sarawak.


Eine zerfetzte rot-blaue Plastikplane  dient als Sonnenschutz am felsigen Strand.
Überreste von Robinson Crusoe


Mercure Miri City Centre

Meine Wertung: *****


Adresse: Lot 2368, Block 9, Miri Concession Land District, Jalan Merbau, 98000 Miri, Sarawak, Malaysia


Ich checke im 4-Sterne-Hotel Mercure Miri City Centre ein. Nun sind die Leute an den Hotelrezeptionen schon aus beruflichen Gründen freundlich. Aber das Personal hier noch mehr, noch engagierter. Ebenso überrascht bin ich vom Zimmer. Da ist alles so, wie es sein soll.




Wo Geheimtipps entstehen: Stadt - Land - Fluss - Miri


Es braucht schon einiges an Fantasie, Miri für sich als Reiseziel zu entdecken. Aber genau das macht den Reiz aus. Hier ist alles ruhiger, noch freundlicher, noch ursprünglicher. Nur weinige Touristen verirren sich hierher. Die Strände sind unspektakulär und unberührt, das Meer rau.


An der Promenade steht ein Schriftzug mit "Miri", dahinter ein rotes Herz.

Unterwegs in der Stadt: Haben wir Feiertag? Es sind kaum Autos auf den Straßen. Die City scheint ausgestorben. Nein, wir haben heute Montag. Trotzdem keine Staus, kein Lärm, gute Luft, entspannte Menschen, sofern ich Menschen zu Gesicht bekomme.


Die Stadt ist am Tag wie ausgestorben. Nur wenige Fahrzeuge sind unterwegs.



Etwas abseits im Gelände sind offene Schächte. Die Deckel fehlen gänzlich. Pech, wer hier hinein fällt.

Achtung, Sicherheitshinweis: Lassen Sie Ihr Gebäck nicht unbeaufsichtigt.


Ich will mich jetzt nicht wiederholen. Aber wer bereits den Blog über Kuala Lumpur gelesen hat, weiß, was ich mit diesem überaus aussagekräftigen Foto zum Ausdruck bringen möchte.


Also, Augen auf beim Entdecken unbekannter Terrains.












Tipp: Ich habe unterwegs (fast) immer meinen Rucksack dabei. Darin ist ein kleiner zusammenschiebbarer Regenschirm. In subtropische Länder kann es immer mal wieder regnen. Was sag´ ich: schütten. Wie am Abend zuvor, bei meiner ersten Erkundungstour. Er schützt übrigens auch gegen zu viel Sonne.



Street Food Corner

Meine Wertung: *****


Großes Schild über einer Halle. Darauf steht in  Leuchtschrift: Street Food Corner.


Adresse: Lot 2225, Jalan North Yu Seng, 98000 Miri, Sarawak, Malaysia


In Miri entdecke ich die kulinarische Vielfalt. Unzählige günstige Street Food Stände säumen die Straßen. Das Essen wird frisch zubereitet, mit ungeahnt neuen Geschmacksnuancen. Gehen Sie nicht zu früh zum Abendessen. Die Straßen und Restaurants füllen sich erst gegen Abend, weil es tagsüber einfach zu heiß ist.


Eine mit Besuchern gut gefüllte Street Food Hall.

Die Auswahl ist gigantisch. Ich entscheide mich für ein Tomyum Ayam mit Hühnchen. Es ist eine Art Suppe, jedenfalls reime ich mir das so zusammen. Der Kellner spricht kein Englisch und verweist mich an den Küchenchef, der einige Worte kennt.


Auf dem roten Dach eines PKWs ist ein Werbeskulptur bestehend aus Chicken Nuggets, Burger und Getränk montiert.

Ich will auf keinen Fall Fisch oder Fischsoße im Essen. Er grinst mich an und sagt: "No fish!" Ich frage: "Chicken?" Er nickt und fügt mit einem noch breiterem Grinsen hinzu: "Very spicy!" Zu seiner Verwunderung nicke ich und bestelle auch noch eine Portion Reis dazu.



Speisekarte mit zwei Suppen im Angebot.

Ich lese nach und erfahre, dass die Gewürze nicht nur gut sondern auch ausgesprochen gesund, weil entzündungshemmend und immunstärkend, sind. Diese Suppe soll so scharf sein, dass sie auch gleichzeitig schweißtreibend. ist.


Meine Bestellung mit dem Reis auf einem separaten Teller.
Sehr scharf aber auch sehr gut.

Und in der Tat, die Suppe ist sehr scharf. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen beobachten mich Kellner und Koch. Zu ihrer Verwunderung esse ich auch alles auf, ohne dass sie den Arzt rufen müssen. Sie nicken mir anerkennend zu.


Das Essen ist wirklich unbeschreiblich gut. Ein neues Geschmackserlebnis. Der Preis konkurrenzlos günstig.


Essen in Malaysia ist ein Event, ein Gemeinschaftsereignis mit Freunden und der Familien.


Wenn man alleine unterwegs ist, kann einem das sehr zusetzen.




Das Foto zeigt eine oben geöffnete Kokosnuss, aus der ein Strohhalm ragt.
Nach scharfen Speisen nur bedingt geeignet.

Mangelnde oder keine Sprachkenntnisse verstärken die depressiven Untiefen. Sie sitzen unter Menschen und sind doch isoliert hinter einer Glasscheibe. Umso besser, dass es immer etwas zu entdecken gibt.


Vorerst ich bin aber vollkommen mit meinem Durst beschäftigt.


Tipp: Nach dem Genuss scharfer bis sehr scharfer Speisen, neigt man zum Trinken von Wasser, Bier oder Softdrinks. Aber diese Getränke intensivieren den Schmerz. Ein Inder verriet mir einen Trick. Bestellen Sie Lassi, ein joghurthaltiges Getränk in verschiedenen Geschmacksrichtungen, wie z.B. Natur, Banane oder Mango. Es nimmt die Schärfe.





Was Sie unbedingt probieren sollten, sind die Burger der kleinen Straßenstände. Sie sind frisch zubereitet und äußerst schmackhaft, sofern man auf Burger steht. Und Sie zahlen nur einen Bruchteil dessen, was die großen Burgerketten verlangen.


Einer der vielen Street Food Stände für Burger in Miri. Im unteren Drittel ein Foto mit leckeren Burger. Darüber, rechts versetzt die Speisekarte.




Geheimtipps einer unentdeckten Stadt


Am folgenden Tag miete ich mir ein Taxi zu einer Sightseeingtour. Dabei fahren wir an einer Straße mit dem Schriftzug "Miri Times Square" vorbei, nicht weit von meinem Hotel. Ich nehme mir vor, demnächst dorthin zurück zu kehren. Doch zunächst geht es in Richtung Dschungel zur einstigen Haupteinnahmequelle Miris: Öl


Blick über den Dschungel, in der Ferne das Meer.


The Grand Old Lady

Meine Wertung: ***


Adresse: The Grand Old Lady - Canada Hill, 98000 Miri, Sarawak, Malaysia


Hier wurde um das Jahr 1910 erstmals in Malaysia nach Öl gebohrt. Inzwischen dient der Ort der Bevölkerung zur Naherholung, mit Blick auf die Stadt Miri. Hier ist auch ein kleines Museum, dass Sie besuchen können.





Ist das Kunst oder kann das weg?


Ein umgedrehter Plastikstuhl verrottet am menschenleeren Strand. Die vier Füße ragen in den Himmel.

Mein Fahrer bringt mich ans Meer und ich kann es kaum fassen. Der Strand ist fast menschenleer. Ich entdecke einen umgedrehten Plastikstuhl, der am verrotten ist.


Möglicherweise ist es aber auch ein Kunstwerk. Irgendwie skurril an diesem von Menschen verlassenen Ort. Wie auch immer, ich wage nicht, ihn anzufassen.


Weit und breit kein Mensch. Irgendwer stellte eine rot-gelbe Fahne auf. Ich glaube die Farben bedeuten, dass ich gefahrlos schwimmen kann.


Dann tauchen doch noch ein paar Menschen auf. Kinder spielen gedankenversunken am Strand. Ein Königreich für ihre scheinbare Sorglosigkeit.


Ich komme mir vor wie ein Entdecker vor.




Ich stoße auf einen Wasserlauf, der ins Landesinnere führt. "Wohin mag er führen?", frage ich mich. Dann fällt mir ein, das ich so gut wie nichts von der Tier- und Insektenwelt hier kenne. Einen Schlangenbiss wäre das Ende meiner Reise. Dann fällt mir ein, dass es Krokodile geben soll. Die können verdammt weit springen. Wie steht es mit Tigern? Wer kann mich hier schon hören? Und Hilfe auf Malaysisch kann ich auch nicht.


Ich frag meinen Übersetzer: "Hilfe, Hilfe!" heißt "Tolong, Tolong!" Erinnert mich an "Palim-Palom!" aus einem Sketch. Nach einigen hundert Metern beschließe ich, umzukehren.




Ein Wasserlauf führt ins Landesinnere. Links davon sind Felsen. Am Ufer dichte Vegetation.

Ohne Worte. Ein echter Geheimtipp

Meine Wertung: *****


Ort: Coco Cabana von Miri. Einfach am Meer entlang laufen. Ich lasse mich auf einer Anhöhe nieder und erwarte den für Miri berühmten wie romantischen Sonnenuntergang. Eine Familie lässt sich ebenfalls etwas abseits von mir nieder und grüßt mich freundlich.


Beginnender Sonnenuntergang am Meer. Im Vordergrund Grasbewuchs.

Die Sonne ist fast im Meer versunken und taucht den Himmel in leuchtendes Orange.



Aus der Rubrik Weltliteratur

Robinson Crusoe, von Daniel Defoe

von mir nacherzählt, stark verkürzt und leicht modifiziert

Meine Wertung: *

Ort: Shui Kou Ting, Waterfront Tua Pek Kong Shrine


Ich weiß es noch nicht. Aber heute werde ich ungewollt 12 km laufen. Ich bin auf der Suche nach einem Shrine, laufe von meinem Hotel in dieser Affenhitze Richtung Küste. Nach wenigen Kilometern erreiche ich diese auch. Wow! Was für ein Anblick. Wieder keine Hotelbunker. Ich ganz allein. Die perfekte Kulisse für Robinson Crusoe. Ich stelle mir vor, wie dieser hier vor gut 300 Jahren als Schiffbrüchiger angespült wurde.


Unberührter Strand von Miri. Die Ufer sind mit Vegetation bedeckt.

Mit letzter Kraft erreichte er den rettenden Stand. Um ihn herum nur abweisender dichter Urwald und fremdartige Geräusche. Robinson war auf sich allein gestellt. Kein Wifi, kein Tik-Tok, kein Fastfood. Jeden Pfad, jeden Weg musste er dem Dschungel abringen.



Seine erste Behausung war von einer mitleidserregender primitiven Bauweise (siehe Bild unten). Aus fade Pfade und verpisste Pisten entstanden breite asphaltlose Straßen. Irgendwann kreuzte ein Kutter seinen Weg. Rettung! Was für eine Freude! Menschen! Er rief ohne Unterbrechung nach Hilfe, konnte aber kein Malaysisch. Der Kutter fuhr in dieser Affenhitze eiskalt an ihm vorbei. "Ihr Rassisten!", schrie er ihnen hinterher. Seine Stimmbänder überschlugen sich. Nutzlos.



Plötzlich, nach vielen, vielen einsamen Jahren, fand er Motorradspuren auf seiner Piste. Und tatsächlich auch die dazugehörigen Motorbikes. "Merde!", rief er um Kultur und Haltung bemüht, "Ich bin entdeckt!" Und nach der Biegung musste er mit ansehen wie Menschenfresser zu Veganern mutierten und anstatt Menschen geschmacklosen Tofu grillten.


Sie luden Robinson ein. Er verliebte sich in Freitag und zeugte unendlich viele Kinder mit ihm. Aus Dankbarkeit errichtete er einen kleinen Schrein. Seine zahlreichen Nachfahren gründeten ein Joint Venture und lebten überglücklich bis zum heutigen Tag.


Ende




Heureka: In Asien mag man es laut!


Heute ist mir nach Trubel zumute. Ich suche die nächstbeste klimatisierte Mall. Hier tobt das Leben. Von irgendwo her dröhnt freudiges Kindergeschrei und aufdringlich quietschende Musik an mein Ohr. Und tatsächlich findet nicht weit eine animierte Feier für Kinder statt, die von ihren Eltern flankiert werden. Von der Decke regnet es Seifenblasen.





Meine Füße schmerzen. Die 12 Kilometer haben eben ihre Spuren hinterlassen. Ich suche einen Massagesalon und werde fündig. Der Masseur stellt sich mir als Putu vor. Er kommt aus Indonesien und arbeitet in Malaysia als Gastarbeiter. Kurz darauf gesellt sich sein Kollege hinzu, fragt, ob ich alleine reise. Das ist der ultimative Luxus, das möchte er auch einmal machen. Nach einer halben Stunde sind meine Füße wie ausgewechselt. Ich verabschiede mich mit einem guten Trinkgeld und gehe leichtfüßig hinaus. Ich möchte die Stadt dieses Mal auf eigene Faust entdecken.



Miri Waterfront

Meine Wertung: ***


Eine Metallskulptur eines Seepferdchens am Ufer von Miri.

Ich laufe wieder an die Küste und entdecke die Waterfront mit vielen landestypischen Restaurants und Geschäften. Entlang der Küste sind diverse Skulpturen und Plätze für die obligatorischen Erinnerungsfotos.


Metallskulptur an der Promenade von Miri. Sie hat die Form einer Muschel.











Ich laufe am Fluß Sungai Miri entlang und entdecke eine kleine Ansiedlung aus Holzhütten, die meine Aufmerksamkeit erregen. Sie sehen romantischer aus als sie in Wirklichkeit sind.


Müll schwimmt auf der Wasseroberfläche.


Türkisfarbenes Holzhaus auf Stelzen. Das Wasser ist sichtlich verschmutzt und vermüllt.

Sechsteiliges Windspiel in Türkis, Blau und Weiß. Dahinter befindet sich der Fluss.

Das Holz, über das ich laufe, knarrt und gibt etwas nach, ist an manchen Stellen verdächtig instabil. Egal. Am Ende des Stegs warten Fischer ihre Boote. Sie beobachten meinen Aktionismus, wundern sich vermutlich, was es hier zu fotografieren gibt.




Miri Times Square

Meine Wertung: ****


Adresse: Jalan Bendahara, 98000 Miri, Sarawak, Malaysia


Ein weiteres Highlight, um das Wort Geheimtipp zu vermeiden, ist der Times Square., in unmittelbarer Nähe zur Marina Bay. Bei Tag sieht der Ort unscheinbar aus.



Seinen ganzen Charme entfaltet der Platz nach Einbruch der Dunkelheit. Das Schöne daran: Der Bereich ist für den Straßenverkehr eingeschränkt. Es ist mein letzter Abend. Gelegenheit, ein paar Notizen zu verfassen. Erinnerungen, Eindrücke und Ideen kommen und gehen.


Ein kobaltblauer Nachthimmel, davor der beleuchtete Schriftzug Times Spuare. Fast wie an Weihnachten: hell erleuchtete Geschäfte und bunte Lampen über der Einfahrt.

Es lässt sich hier am Abend gut relaxen. Zahlreiche sehr guter Cafés, Restaurants, Bars, Bäckereien, Souvenirläden bieten ihre Waren und Dienstleistungen relativ günstig an. Hier können Sie ausgiebig schlemmen, sich unnötig betrinken oder das Leben der Menschen studieren.



Und mit diesen Eindrücken verabschiede ich mich von diesem unspektakulär spektakulären Ort. So entstehen Geheimtipps. Ich könnte jetzt noch das Hinterland, die umliegenden Inseln entdecken. Die Philippinen mit Palawan sind nicht weit. Aber wie hinkommen? Es gibt keine Flugverbindungen von Miri nach Palawan, bzw. sie führen alle über Kuala Lumpur nach Manila. Und Fährverbindungen existieren meines Wissens nicht. Das wäre auch angesichts der Piraten, die ihr Unwesen im Süden der Philippinen treiben, viel zu gefährlich. Aber die Entdeckung der Inseln vor der Küste Malaysias wäre ein neues lohnenswertes Ziel. Vielleicht beim nächsten Mal.




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