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Nordkorea lächelt nicht 1

  • Bernd
  • 25. Jan. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Ein Denkmal aus Stein in Pjönjang: Heroisch steht ein Soldat mit Gewehr und Fernglas in den Händen, daneben steht ebenfalls eine Frau .Beide blicken in die Ferne.
Versteinerte Helden.

Das unentdeckte Land


2011 ist die Welt (noch) voller Hoffnung. Die Globalisierung prophezeit der Menschheit eine goldene Zukunft in Frieden und gegenseitiger Abhängigkeit, wenn auch mit Rückschlägen, z.B. als die westlichen Demokratien in ihrer dekadenten Arroganz erstmals nach dem Kalten Krieg durch die Finanz- und Bankenkriese bedenklich schwankten. In immer kürzeren Abständen folgt weltweit Krise auf Krise auf Krise.


Blaues Fahrzeug, scheinbar ein Taxi. Ein Mann in Zivil spricht mit einem Uniformierten.
Nicht alles ist so, wie es scheint.

"Wohin reist du? Nordkorea?! Bist du lebensmüde?", bekomme ich nicht nur einmal aus den fassungslosen wie verstörten Gesichtern von Freunden und Bekannten zu hören. Nordkorea gehört zu den schwierigsten Ländern für Reisende. Es ist mit erheblichen Restriktionen verbunden. Privatsphäre gibt es dort nicht, auch nicht für die verschwindend geringen Touristen. Die Zimmer sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit alle verwanzt, möglicherweise auch durch Video überwacht. Die Hotels sind weitgehendst abgeschottet. Mal kurz in die Stadt gehen ist nicht. Sie sind nachts teilweise abgeschlossen. „Nur zu Ihrer Sicherheit!“, sagt man uns. Die politische Führung möchte um jeden Preis Kontakte der nordkoreanischen Bevölkerung zu Touristen unterbinden. Dafür sorgen schon die zahllosen Polizisten in Uniform und Zivil.


Das Visum erhalte ich wenige Wochen nach Antragstellung. Genau genommen muss ich zwei Visen beantragen, eines für China und ein weiteres für Nordkorea, was kein Problem darstellte. Von Südkorea geht es direkt nach China, genauer gesagt nach Peking. Von dort aus soll unsere Reise beginnen. Doch zuvor fischt mich ein verbindlich-freundlich lächelnder Beamter heraus und stellt mir einige Fragen.


In Peking selbst treffe ich die Gruppe: acht weitere scheinbar Lebensmüde, plus unsere Reiseleitung. Alternativ hätte die Möglichkeit bestanden, das Land alleine zu bereisen. Alleine heißt, zusammen mit einem nordkoreanischen Reiseleiter, der auf die Einhaltung der Regeln achtet, der dafür sorgt, dass Sie schön beschäftigt sind, der darauf spezialisiert ist, dass Sie - im unwahrscheinlichen Fall spontaner sozialer Kontakte - auf die richtigen Personen treffen.


Foto aus dem Busfenster. Zu sehen ist ein abgestelltes Motorrad der Polizei.
Tatütata

In Peking besteigen wir ein überdimensioniertes Flugzeug: Außer uns sitzen dort nur noch vereinzelt ein paar Geschäftsleute. Der Flieger von Air China, schon mächtig in die Jahre gekommen, bringt uns sicher zum Flughafen Sunan: eine Landebahn auf einem Acker und einem kleinen vereinsamten Terminal. Zuerst denke ich, der Pilot ist, aus welchen Gründen auch immer, notgelandet. Ist er aber nicht. Zum Glück.



Vergeblich suche ich die Gegend nach Häuser ab. Aber da sind nur Äcker und der Fluß Pothong-gang. Nichts wird hier dem Zufall überlassen. Wir sind wirklich richtig. Der Flughafen liegt knapp 30 Kilometer außerhalb von Pjöngjang, die in Beton gegossene Hauptstadt Nordkoreas. Der Personenkult um die Herrscherfamilie ist hier - wie im ganzen Land - aber insbesondere hier, extrem ausgeprägt. Schon längerer Zeit ist Kim Jong-il gesundheitlich angeschlagen. Seit 1994 regiert er das Land mit harter Hand und wird noch in diesem Jahr, am 17.12.2011, mit 69 Jahren, an Herzversagen sterben.


Kim Jong-il, der 2011 verstorbene Führer Nordkoreas, lächelt von einem Plakat herab.
Kim Jong-il, Vater des heutigen Führers Kim Jong-un.

Unser Bus bringt uns zum Yanggakdo International Hotel in Pjöngjang. Es liegt am östlichen Ende der Insel Yanggak, mitten im Fluss Taedong-gang und ist damit perfekt von der Stadt abgeschirmt. Gäste des Hotels können ohne Erlaubnis die Insel nicht verlassen. Mit 170 Metern Höhe ist es das zweitgrößte Gebäude Nordkoreas. Der Besuch des Drehrestaurants im 47 Stock ist nur wenigen Besuchern vorbehalten. Gerüchten zufolge ist in diesem Hotel ein komplettes Stockwerk für den nordkoreanischen Geheimdienst reserviert, das nicht öffentlich zugänglich ist und die Aktivitäten der Besucher überwacht. Der perfekte Ort für einen James Bond Film. Aber alles ist real. Willkommen in Nordkorea.

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