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Mexico City: Darf´s etwas mehr sein?

  • Bernd
  • 16. Feb. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Feb. 2024

2024: Eine Stadt am Limit


in Adlerkrieger der Azteken bringt sich in Position und breitet seine Adlerschwingen aus.

Die Hochkultur der Azteken lag im heutigen Mexico und erstreckte sich östlich und südlich der Sierra Madre, vom Golf von Mexico bis zum Pazifik. Tenochtitlan war die Hauptstadt, wo das heutige Mexico City steht. Mit 20 Millionen Einwohnern zählt Mexico City zu den größten Städten der Welt. Berlin ist ein Dorf dagegen.


Der Name Mexico stammt aus der Sprache der Azteken, die als Mexicas bekannt waren. Mit einer Fläche von 1.972.550 qkm ist das Land fast sechs Mal so groß wie Deutschland. Wussten Sie, dass das Farbfernsehen von Guillermo González Camarena erfunden wurde? Jetzt wissen Sie's.


Anreise


Aufnahme aus dem Fenster des Flugzeuges. Unten ist die Landkarte Mexikos, am Horizont der blaue Himmel.

Ich reise von Frankfurt in gut 12 Stunden mit der Lufthansa direkt nach Mexico City. Die Einreise ist problemlos. Bis maximal drei Monate ist der Aufenthalt ohne Visum möglich. Die Immigration entscheidet über die Aufenthaltsdauer. Die Frau fragt nach dem Zweck meines Aufenthalts, wann ich das Land wieder verlassen werde und schreibt das Abreisedatum in den Reisepass. Bei mir sind es fünf Wochen.


Tipp: Nachdem Sie Ihre Koffer abgeholt haben, gehen Sie in der Ankunftshalle rechts zum Taxischalter und kaufen ein Ticket zu ihrem Zielort. Der Preis richtet sich nach der jeweiligen Zone. Diese Taxis sind etwas teurer; da Sie den Preis bereits bezahlt haben, entfallen die lästigen Verhandlungen mit den Fahrern. Konkurrenzlos günstig sind nur die öffentlichen Verkehrsmittel.





Der Blick von der Dachterrasse des Hotelrestaurants zeigt den historischen Platz mit der Kathedrale.
Blick von der Dachterrasse des Hotelrestaurants zur Catedral Metropolitana.

Ich habe mich für das Best Western Majestic Hotel, mit Sicht auf die Catedral Metropolitana, in der historischen Altstadt entschieden. Nachteil: Abends ist es sehr laut. Also nicht zu früh schlafen gehen.


Blick aus meinem Zimmerfenster auf die Kathedrale von Mexico City.
Zimmer mit Aussicht

Die Taxis können nicht direkt vor das Hotel fahren. Die Altstadt ist für Autos gesperrt. Der Eingang des Hotels liegt in der Fußgängerzone, in einer Seitenstraße zum Hauptplatz. Dreimal bin ich daran vorbei gerannt, bis ich den unspektakulären Eingang endlich entdeckte. Vom hoteleigenen Restaurant im 7. OG hat man einen grandiosen Blick auf den riesigen Platz, dem Plaza de la Constitución Historico de la Ciudad de Mexico, kurz auch Zócalo genannt. Hier tobt das Leben, nicht nur durch den Tourismus. Die Gegend ist ein beliebtes Ausflugsziel auch der Mexikaner. Fussläufigen erreichen Sie unzählige Hotspots.


Die Kathedrale ist an der Nordseite, der Nationalpalast des Präsidenten an der Ostseite des Zocalo. Vor der Vernichtung der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlan durch die Spanier 1521 stand nordöstlich der Palast des Königs Moctezuma II.



Keine gute Figur


Es ist schier unmöglich, in Mexico nicht zuzunehmen. Sie werden keine gute Figur machen. Allein die Bäckereien bringen Sie an den Rand des Wahnsinns. Ich untertreibe hier.




Die Mexikaner müssen mit unserem ausgedünnten Angebot an Backwaren nur Mitleid empfinden. Die Galerie zeigt ein Riesensortiment an Gebäck, Teilchen, Kuchen, Torten - alles unter einem Dach. Nur unser Brotangebot ist reichhaltiger. Beim Betreten des Ladens schnappen Sie sich ein Tablett, eine eigene Zange und ab geht's durch die Regale hindurch. Was gefällt, wird auf das Tablett gepackt und an der Kasse bezahlt.


Wie sie sich davor schützen? Keine Ahnung. Vielleicht durch ein Dutzend Abnehmspritzen.


Der Tod ist überall!


Lachender geschmückter Totenkopf, mit makellosem Gebiss. Aus dem Mund lugt ein rotes Teufelchen.
Der Tod lächelt.

Die Mexikaner haben ein ambivalentes Verhältnis zum Tod. Er ist auf den zahllosen Gemälden der Häuserwände allgegenwärtig: riesige Totenschädel, Masken, Fratzen. Skulpturen und was weiß ich noch alles. Der Totenkult und das Kultische um den Tod gehören zum Alltag. Wie so oft hat die christliche Kirche aus Aktzeptanzgründen viele Traditionen der Azteken in ihre Kirche integriert.


Der Dia de los Muertos wird vom Vorabend des 31. Oktober bis zum 02. November gefeiert. Er ist nicht auf einen Tag beschränkt. Mit farbenfrohen Kostümen und Gewändern finden Feste, Partys und Umzüge statt. Singend und tanzend gedenken die Mexikaner ihren geliebten Verstorbenen.


La Catrina, der Totenkopf, ist das Sinnbild: Der Tod ist Teil des Lebens und wird sehr humorvoll dargestellt.





Weniger humorvoll ist die Geschichte Mexikos. Kolonialismus, Inquisition und Missionierung pflastern den Weg des Landes mit Leichen bis in die Gegenwart. Und in der Gegenwart treiben Drogenkartelle ihr Unwesen. Kein Tag beginnt oder endet ohne Morde. Die Leichen werden zur Abschreckung zerstückelt oder notdürftig verscharrt. Ich bin überwiegend zu Fuß und alleine unterwegs, will jetzt nichts beschönigen oder provozieren. Ich habe mich zu keiner Zeit unwohl gefühlt, außer vor den tief hängenden Schnüren, unerwarteten Löchern auf den Wegen oder den zahlreichen Stolpersteine.


Spielerische Darstellung des Todes: Ein bunter Porzellanteller als Stierkampfarena und mit farbenfrohen Skeletten auf den Rängen sehen dem Matador mit dem Stier, ebenfalls als Skelett, zu.
Tipp: Trotzdem bekommen wir Touristen von der harten Kriminalität wenig bis gar nichts mit. Die meisten leben ohnehin von der Außenwelt isoliert innerhalb der großen Hotelanlagen. In der historischen Altstadt Mexico Citys und an den touristischen Hotspots steht überall Polizei. In der Regel geht niemand in die problematischen Wohnviertel. Schon gar nicht nachts. Aber das machen Sie in ihrer Stadt auch nicht. Und in touristischen Gruppen genießen Sie fast schon parlamentarische Immunität. Mit politischen Kommentaren sollten Sie geizen. Das ist ein Akt der inneren Einmischung des Landes und wird (nirgendwo) gerne gesehen.


Das Museo de Arte Popular


Das weiße Gebäude mit seinen versetzten und bunten Fensterrahmen ist schon ein Kunstwerk.

Dieses Museum in Mexico Stadt fördert und bewahrt mexikanisches Kunsthandwerk und Volkskunst, bietet Ausstellungen und Workshops an. Es ist fußläufig im historischen Zentrum erreichbar und in einer alten Feuerwache untergebracht. Die Sammlung reicht von Möbel, Spielzeug, Glas und Keramik, Skulpturen bis hin zu kunstvoll verarbeiteten Textilien. Außerdem finden Sie dort eine ganze Etage lustiger Ausstellungsstücke zu dem bereits zuvor erwähnten Todeskult. Sogar ein reich verzierter alter VW-Käfer wird ausgestellt.


Adresse: Revillagigedo 11, Colonia Centro, Cuauhtémoc, 06050 Ciudad de Mexico, CDMX


Tipp: Für Senioren ab dem Alter 60+ ist der Eintritt in vielen Museen kostenlos.









30 Jahre Bauzeit: Palacio de Bellas Artes


Das Palacio de Bellas Artes bei Sonne und blauem Himmel hat eine Fassade aus  Marmor..
Die Fassade besteht aus weißem Marmor.

Dieses Gebäude der Schönen Künste im historischen Zentrum von Mexiko Stadt ist Opernhaus, Theater und Museum zugleich. 1904 hat man mit dem Bau begonnen, nachdem zuvor das Nationaltheater als Symbol des Kolonialismus mutwillig zerstört wurde. Durch finanzielle Engpässe, Probleme beim Bauuntergrund und sozialen Spannungen erfolgte die Fertigstellung des Gebäudes aber erst 1934. Fast wie beim Berliner Flughafen möchte man sagen.









Park der Möglichkeiten: Alameda Central


Der Park grenzt direkt an den Palacio de Bellas Artes an. Das Gelände war ein aztekischer Marktplatz. Hier tobt am Wochenende das Leben, denn viele Mexikaner nutzen ihn zur Naherholung und als Bühne für Musik und Gesang. Oder als Sportarena, wie die Skater. Streetfood und Krims-Krams-Stände sorgen für das leibliche und seelische Wohl, insbesondere bei den Kindern. Wer die Zeit und Muße hat kann sich getrost auf eine der vielen Parkbänke niederlassen und das Treiben beobachten. Die meisten Touristengruppen haben den Park nicht auf dem Schirm und umfahren ihn einfach in ihren klimatisierten Bussen.






Neoklasisches halbkreisförmiges mit Säulen versehenes Denkmal aus Mamor

Lediglich am neoklassischem Denkmal Hemiciclo A Benito Juárez, Mexikos erster indigenen Präsident, machen sie einen Fotostop.


Schade eigentlich, denn hier können Sie das wirkliche Leben der Mexikaner beobachten. Ob alleine, mit Familie oder Freunden strömen sie am Wochenende in den Park, lassen sich auf Bänken, Steinen oder Grünflächen nieder, palavern um die Wette oder genießen stillschweigend die vielen Darbietungen, die ihnen geboten werden. Mehr Authentizität geht nicht.


Sollten Sie nicht wissen, wohin mit ihrer leeren Getränkeflasche: Im Park sorgen die ständig umherlaufenden grünen Engel für Ordnung und Sauberkeit.






Ich neige dazu, Mexiko City mit Rom zu vergleichen. Es ist ein einziges gigantisches (Freiluft)Museum. Wohin Sie auch gehen; Sie sind umgeben von Geschichte und Geschichten. In Mexiko City verstehen und entdecken Sie die Widersprüche und kulturelle Zerrissenheit des Landes.




Tipp: Buchen Sie Ihr Hotel in der Altstadt. Sie ersparen sich lange Anfahrtszeiten und die oft überfüllten Metros. In der historischen Altstadt entdecken Sie unzählige Sehenswürdigkeiten, Museen, Plätze, kleine Parks, Kirchen, im Kolonialstil erbaute Gebäude, Restaurants, Cafés, Bäckereien, Straßenstände, Souvenirläden. Fast an jeder Ecke steht Polizei. Es ist also verhältnismäßig sicher. Sie selbst bestimmen Ihren eigenen Tagesrhythmus, können verweilen, wo es Ihnen gefällt. Mit Bedauern beobachte ich gestresste Touristengruppen, die von noch mehr gestressten Reiseleitern von einer Ecke der Altstadt in die andere gejagt werden. Ankommen geht anders.

Ein Freund, der hier in Mexiko lebt, sagte mir, der Schlüssel zu den Menschen ist immer ein freundliches Lächeln. Es wird in jeder Sprache verstanden.




Plaza Tlaxcoaque mit der katholischen Kirche Inmaculada und Monumento Memorial al Genocidio de Jodyali.


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