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Laos im Chaos

  • Bernd
  • 24. Mai 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Mai 2024

Wasserfest in Luang Prabang 13. - 15. April 2019



Romantische Flusslandschaft von einer kleinen Anhöhe fotografiert. Im Vordergrund laotische Häuser, im Hintergrund Dschungel.


Der Binnenstaat Laos hat eine Fläche von knapp 237.000 qkm und 7,3 Millionen Einwohner. Das macht 32 Einwohner pro Quadratkilometer. Es grenzt an China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar. Der Massentourismus hat das extrem schöne Land noch nicht auf dem Schirm. Rucksacktouristen dominieren hier den touristischen Alltag. Die Hauptstadt Vientiane ist etwa eine Flugstunde von Bangkok entfernt. Noch einmal so lange ist es nach Luang Prabang. Für 200 Jahre war sie die Hauptstadt des Königreichs Lan Xang. 1995 erhielt Luang Prabang mit seinem Königspalast und den 32 buddhistischen Klöstern den Status UNESCO Weltkulturerbe.


Waserschlachten in Luang Prabang


Goldener Drache mit geöffnetem Maul und der herausgestreckten roten Zunge.
Selbst die Drachen speien kein Feuer mehr.

Das Wasser- oder auch Pi Mai, Neujahrsfest, ist ein besonderes Spektakel in Luang Prabang. Es findet vom 13. - 15. April 2019 statt. Die ganze Stadt steht Kopf, etwa 70.000 Einwohner. Überall jagen Menschen aller Altersgruppen mit Eimer, Kannen, Töpfe oder Wasserpistolen allein oder in Gruppen durch Luang Prabangs Straßen. Ziel ist es, möglichst viele Mitmenschen nass zu spritzen oder mit Farbe zu bemalen. Da bleibt kein Auge trocken. Überall wird ausgelassen gefeiert. Fahrzeuge aller Art werden ebenso wenig verschont. Die Anwohner stehen am Straßenrand Spalier, manche verzichten auf Wassergefässe und greifen gleich zum Gartenschlauch. Pech, wer nur mit dem Fahrrad oder Motorroller unterwegs ist.




Überladene Pickups, populäre Tuk-Tuks Pritschenwagen rasen durch die Straßen. Auf der Ladefläche tanzen die sonst so kontrollierten Laoten, Männer, Frauen, Kinder, kurz alles was sich auf den Beinen halten kann, grölen, singen, bis ihre Stimmbänder versagen. Sie liefern sich eine Wasserschlacht nach der anderen. Das geht so bis in den späten Abend hinein.


Menschen folgen den Mönchen bei ihren Umzügen. Auf dem Bild sehen wir einen Umzug, ein Mönch sitzt in seiner golden Sänfte.
So schön kann ein Höhepunkt sein.

Ein Höhepunkt ist die Prozession, der Umzug, der buddhistischen Mönche entlang der Sakkaline Road. Wer denkt, die Buddhafiguren bleiben vom Wasser verschont, der irrt. Auch sie werden zum Neujahrsfest begossen. Etwa 2000 Mönche und Novizen leben in knapp 30 Klöstern. Und ihr Leben ist alles andere als entspannt. Frühmorgens um 3:40 Uhr beginnt ihr Tag mit Gesängen von 4 bis 5:30 Uhr. Anschließend geht es zum Almosengang: Der Mönch sammelt Lebensmittel für das Frühstück und das Mittagessen, die einzigen beiden Mahlzeiten des Tages, gefolgt vom Fasten, Studium und Meditation. Gegen 21 Uhr ist Nachtruhe angesagt. Oder wie uns ein Schweizer in einem Hostel einmal zurief:

"Löcht das Licht."





Bernd macht inmitten der Prozession ein Selfie.
Ja, glotz nur schön in die Kamera.

Das Fest hat seinen Ursprung in der rituellen Waschung. Die Jungen erweisen den Älteren ihren Respekt, indem sie mit Blüten parfümiertes Wasser über die Hände gießen. Ich mache, umringt von Menschen, noch schnell ein Selfie. Die Stimmung hier ist einfach unbeschreiblich. Zu blöd, das ich mein gutes Hemd angezogen habe. Denn als ich mich der Prozession wieder zuwende erwischt mich ein heftiger Schwall eiskaltes Wasser, wahrscheinlich speziell reserviert für den noblen Farang. Was für ein Glück, die Frisur hält. Auch die Kontaktlinsen haben ihre Position Dank der praktischen Sonnenbrille gehalten. Das gönn ich Euch! Immerhin verschonen sie mich mit der roten und schwarzen Paste.





Eine Gruppe laotischer Männer, Frauen und Kinder bespritzen eine Fahrerin auf ihren Motorroller mit Wasser.


Tipps, die Ihnen nur bedingt helfen werden


Eine Gruppe ausgelassener junger Mädchen und ein Junge, die nass und mit Farbe beschmiert ausgelassen auf der Straße feiern.
Ich habe mich mit meinem Handy schön verschanzt

Die Zeit des Wasserfestes ändert sich jährlich. Vielleicht verspüren Sie den Wunsch, den extrem nassen Ausnahmezustand der Stadt einmal zu erleben. Hier ein paar Tipps:

  • Vermeiden Sie es während der Feierlichkeiten mit Ihrer Lieblingskleidung raus zu gehen. Mitunter beglücken Sie die Menschen nicht nur mit einer Ladung Wasser. Soll heißen, dass

  • Sie auch in den Genuss gefärbten Wassers kommen können oder

  • mit einer Paste aus Farbe eingerieben werden.

  • Fotoapparate, Handys und alles, was wasser- bzw. farbempfindlich ist, verstauen Sie im wasserdichten Rucksack und dort noch einmal in Plastikbeutel. Besser noch:

  • Lassen Sie den Rucksack im Hotel.

  • Auch wenn Sie sehr pazifistisch eingestellt sind, ist eine entsprechend große Wasserpistole (lächerlich) oder Wassergewehre mit XXL-Tank ein lustiges Mittel, etwaige Angreifer (trotzdem) erfolglos abzuwehren. Sie haben ohnehin keine Chance.

  • An diesen Tagen fließt viel Alkohol, mit allen Vor- und Nachteilen.

  • Leider sprechen nur wenige Laoten Englisch. Landessprache ist Laotisch, aber ein Lächeln verstehen die Menschen in allen Sprachen.



Ein buddhistischer Mönch sitzt auf einer Bank. Sein Gesicht strahlt Ruhe und Gelassenheit aus.


Kuang Si Waterfall


Etwa 30 km südwestlich der Stadt Lugang Prabang liegt das Naturschutzgebiet Tal Kuang Si. Hier finden Sie neben einer bezaubernden Landschaft die mehrstufigen Wasserfälle. Mieten Sie sich einen Wagen oder buchen Sie einen privaten Transfer. Die Öffnungszeiten sind montags bis sonntags von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Wenn möglich besuchen Sie den Park unter der Woche, gleich kurz nach der Öffnung. Dann ist er weniger stark besucht. In den türkisfarbenen Becken ist das Baden erlaubt. Innerhalb des Parks gibt es auch ein Restaurant. Ich empfehle Ihnen einen Tag einzuplanen.


Treppenartige Kaskaden, gefüllt mit türkisfarbenem Wasser.

Wenn die Galle überläuft: Bear Rescue Center


Innerhalb des Parks, gleich hinter dem Eingang, finden Sie das Bear Rescue Center. Hier werden asiatische Kragenbären aufgepäppelt. In der chinesischen Medizin gilt die Gallenflüssigkeit der Bären als Medizin. In China, Vietnam und Korea gibt es Zuchtstationen, um den Tieren per Katheter Gallenflüssigkeit zu entnehmen. Schon ein paar Gramm kosten 100 Dollar. Ein lukratives Geschäft, vor dem auch die in Laos lebenden Tiere nicht verschont sind. Da nützt auch ein Jagdverbot nicht viel. Insofern nützt jeder Tourist, der das Projekt hier vor Ort direkt unterstützen kann. Und Information über die Arbeit des Projekts gibt es hier reichlich.


30 Meter hoch zum Gipfel


Wer den Aufstieg, entlang des Wasserfalls wagt, wird mit einem grandiosen Blick über den Naturpark belohnt. 30 Meter stürzt der Hauptwasserfall, so will ich ihn hier nennen, hinab in die Tiefe.



Blick vom Gipfel des Wasserfalls über den nebelverhangenen Dschungel.
On the Top.

Ich vermute mal, dass die wenigsten Besucher die Strapazen des Aufstiegs in Kauf nehmen. Der Weg nach Oben ist glitschig, die Stufen ausgetreten aber beherrschbar. Anstrengend ist das feucht heiße Klima, die hohe Luftfeuchtigkeit hier im Dschungel. Oben angekommen überrascht ein kleiner Badeteich die Besucher, von denen sich einige in voller Montur ins kühle Nass stürzen.


Auf dem Gipfel überrascht ein kleiner Badeteich. Eine Gruppe junger Menschen springt ins kühle Nass oder fotografiert das Leben.





Faszination Laos


Laos ist in jeder Hinsicht eine Reise wert. Majestätisch fließt der Mekong durch das Land, das mit einer Vielfalt an Landschaften punktet. Die Menschen sind offenherzig und freundlich. Keine Selbstverständlichkeit. Die Städte bestechen durch alte französische Kolonialbauten und unzähligen Kaffeehäusern. Der buddhistische Glaube ist tief in der Bevölkerung verankert. Dementsprechend prachtvoll sind die alten Tempel, die auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück blicken.


Doch es gibt auch Schattenseiten. Noch immer leidet das Land unter den Folgen des Vietnamkriegs. Was viele nicht wissen: Laos ist eines der Länder, das am stärksten mit Bombenteppichen überzogen wurde. Zwischen 1964 und 1973 hat man das kleine Land mit über 200 Millionen Tonnen Sprengstoff übersät. Mehr als im 2. Weltkrieg über Europa abgeworfen wurde. Noch immer sind weite Teile des Landes mit Blindgängern bedeckt, auf Feldern und in den dichten Wäldern. So lange die Streubomben nicht entschärft sind, sollte man nicht auf eigene Faust durch unbekanntes Gelände marschieren.


Schenkt doch den alten kriegslüsternden Männern endlich ein realistisches Computerspiel!



Eine Bambusbrücke fürt über den Nam Khan River.
Bambusbrücke über den Nam Khan River, er mündet in den Mekong.



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