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In den Straßen Manilas

  • Bernd
  • 24. Juni
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Aug.

2025

Ein großes chinesisches bunt beleuchtetes Tor führt nach Chinatown Manila.
Die Pforte nach Chinatown

Meine Unterkünfte für budgetorientierte Traveller in Manila


Metro Manila, Stadtteil Malate, in unmittelbarer Nachbarschaft zur De La Salle University

Metro Manila, Stadtteil Makati, im Businessdistrikt


Metro Manila, Stadtteil Pasay, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Mall of Asia (MOA)


Die Schönheit des Hässlichen in Chinatown


Chinatown in Manila, auch bekannt als Binondo, ist ein Bezirk, der nicht gerade als schön gilt. Ich kann diesem Teil der Stadt kaum etwas abgewinnen. Im 16. Jahrhundert gegründet, ist er einer der ältesten Chinatowns der Welt. Binondo wurde 1594 von chinesischen Einwohnern gegründet, die zum Katholizismus übergetreten sind.


Die altehrwürdige Basilica von Manila Chinatown ist eingequetscht zwischen Hochhäusern und Straßen.
Minor Basilica and National Shrine of St. Lorenzo Ruiz

Einst war es eine Handelsmetropole und soll heute ein Paradies für Feinschmecker sein. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Aber was heißt das schon?


Der Pasig fließt durch Manila. Mehrere kleinere Seiten- und Nebenflüsse münden in ihn. Kleine Wasserstraßen durchziehen Chinatown und erzeugen eine Postkartenidylle.


Einer der idyllischen Kanäle. Auf der Wasseroberfläche schwimmt Plastikmüll.
Mir stinkt das gewaltig.

Doch der Schein trügt. In die Flüsse fließen alle Abwässer ungeklärt. Sie stinken gewaltig nach Fäkalien. Achtlos weggeworfener Plastikmüll und andere Abfälle provozieren bei mir Würgereiz.


Das Wasser ist eine schlammige, stinkende, dunkle Brühe. Der dichte Straßenverkehr verstärkt die Abgase und trägt zum Gestank bei. Vom knatternden Lärm ganz zu schweigen. Eine tropisch-schwüle Dunstglocke liegt über allem.


Ein Halbwüchsiger uriniert ungeniert am Straßenrand. Scheinbar lebt er überwiegend auf der Straße, wie viele hier. Die Armut ist unübersehbar. Sie hält mir fast an jeder Straße eine bettelnde, in jeder Hinsicht unterversorgte Hand vor mein Gesicht.


Menschen schlafen auf Pappunterlagen.


Seit meinem ersten Besuch in Manila vor fast 20 Jahren hat sich an der erdrückenden Armut der Menschen kaum etwas verändert.


Ein Mann läuft durch Chinatown und versucht seine bunten Luftballone zu verkaufen.
Bunt sind hier nur die Luftballons.

Es ist nicht so, dass die Regierung untätig zusieht. Sie investiert in die Ausbildung, in den Zugang zu besser bezahlten Arbeitsplätzen und in staatliche Sozialhilfe.


Dem stehen jedoch ein mangelnder Zugang zu Bildung, geschlechtsspezifische Normen und fehlende Kinderbetreuung gegenüber. Kinder aus armen Haushalten werden seltener, wenn überhaupt, eingeschult.


Hinzu kommen erhebliche Defizite der chronisch unterentwickelten Infrastruktur. Der Klimawandel wirkt obendrein wie ein Verstärker.


Gefühlt wächst auch hier, wie in den meisten asiatischen Ländern, die Mittelschicht. Wer kann, spart jeden Peso für die Ausbildung der Kinder. Doch bei den ärmsten scheitert der in weiten Teilen kostenlose Schulbesuch an den Kosten für Schulmaterial und Schuluniform.


Eine Filiale der Fastfoodkette McDonald's von Außen fotografiert.
Wer es sich leisten kann, hier zu essen, ist schon besser gestellt.

Teufelszeug Kondome und die Realität der Armut


Laut der World Bank Group machte Covid-19 die Erfolge der letzten Jahrzehnte in der Armutsbekämpfung zunichte. Trotz staatlicher Hilfen stieg die Arbeitslosenquote 2021 auf über 18 %.


Die Basilika Chinatowns zeigt einen prachtvoll geschmückten Altar, darüberliegend die Kuppel mit Wandmalereien.
Amen

So what? Die Mittelschicht wächst, aber das Heer der Armen auch. Neben den zuvor beschriebenen Problemen ist aus meiner Sicht die katholische Kirche mit ihrem Verhütungsverbot Teil des Problems.


Wenn bei den ärmsten Menschen nichts mehr funktioniert, funktioniert Sex allemal. Da werden massenweise Kinder gezeugt. Kondome und andere Formen der Verhütung könnten die Situation der sehr religiösen Bevölkerung entschärfen. Für die Kirche ist das noch immer tabuisiertes Teufelszeug.


Wahr ist aber auch: Die Kirche, der tägliche Gottesdienst, ist Hoffnung und Zuflucht für die Menschen hier. Sie ist der Kitt der Gesellschaft.


Ein verlassener Verkaufsstand auf der Straße. Im Lampenlicht erstrahlt ein bunter Sonnenschirm.
Empathie: Schalte mal kurz das Licht ein.

Solltet ihr also gestresst und von Abgasen benommen durch die Straßen von Manila laufen und das Heer der Armen euch anbetteln, zeigt Respekt.


Ich habe immer ein paar Pesos dabei. Verändern werde ich die elende Situation der Menschen nicht. Ihr übrigens auch nicht.


Doch bei manchen kann menschliche Empathie die Not für einen kurzen Augenblick lindern.


Ein no go ist es, die Ärmsten, also jene, die auf der Straße leben und schlafen, ungefragt zu fotografieren. Schon gar nicht Frauen mit ihren Kleinkindern.


Ich beschließe zurück zum Hotel zu gehen und komme an der Minor Basilika vorbei, wo gerade ein Gottesdienst beginnt. Ich setze mich dazu, lausche den fremdartigen Worten des Priesters und verstehe nichts.


Das ist mitunter auch nicht nötig.


Könige der Lügner: Ist die Uhr echt?


Eine mit roten Lampions geschmückte Einkaufsstraße in Chinatown.

Diesmal hat mich ein gewiefter chinesischer Straßenhändler auserkoren. Er möchte mir eine Top Uhr andrehen, deutet auf meine Tag Heuer und fragt mich, ob die echt sei.


Ich zucke zusammen und antworte: "Of course not!" Ich füge hinzu: "Ein Fake. Bleibt ständig stehen." Er rümpft verächtlich die Nase. Seine Rolex wären echt, zu einem unglaublich günstigen Preis. "Gib mir deine kaputte Uhr und ich schenke dir eine von meinen!" Ich lehne dankend ab und suche zügig das Weite. Wir beide: zwei Könige der Lügner, wie es scheint.


Reine Tierquälerei


Bei diesem Tierhändler sind die Käfige mit den zum Verkauf stehenden Tieren überfüllt.

Mir geht es gerade wie in einem Lied von Udo Jürgens: Vogel im Käfig.


Denn nur ein paar Straßenzüge weiter komme ich an einem Tierhändler vorbei. Das erinnert mich an Shanghai. Chinesische Tierhändler kennen keine Empathie.


Hier bieten sie in überfüllten Käfigen Vögel, Kaninchen, Katzen- und Hundewelpen an, offensichtlich viel zu früh von ihrer Mutter getrennt.


Die Käfige stehen in der prallen Sonne, ohne Rückzugsmöglichkeiten und ohne Wasser, von ein paar wenigen Vogelkäfigen abgesehen.


I love Intramuros: Ein Stadtteil voller Geschichte


Chinatown grenzt an Intramuros, jenen Stadtteil Manilas mit den wichtigen touristischen Sehenswürdigkeiten, wie z.B. das geschichtsträchtige Fort Santiago am Fluss Pasig, die San Augustin Church oder die Kathedrale von Manila. Ich mache mich zu Fuß auf den Weg dorthin.


Die Skyline am Pasig Fluss. Im Wasser spiegeln sich die Hochhäuser.

Was so idyllisch aussieht, wiederholt sich auch hier am Fluss: Das Gewässer stinkt gewaltig.


Vor der Manila Kathedrale läuft eine mit Einkaufstüten beladenen Familie vorbei.
Kathedrale von Manila

Allerdings ist es hier an der Kathedrale wesentlich ruhiger. Um die Kathedrale - am Plaza Romana - spielen einige Straßenmusiker, die ihr Publikum entlang der Street-Food-Stände unterhalten.


Ein paar professionell bettelnde Kinder kommen auf mich zugerannt, erkennen aber schnell, dass mein Budget bereits verbraucht ist.


Unweit am Fluss, entlang der Promenade, haben sich kleinere Street-Food-Stände, Geschäfte, Cafés und Souvenirläden angesiedelt, die ein überwiegend jüngeres Publikum anziehen. Es erinnert mich ein wenig an Berlin.


Ich bestelle mir hausgemachte Limonade, lege eine kurze Pause ein und beobachte Spiderman, der eine Gruppe junger Studenten belustigt. Für ein paar Pesos lässt er sich mit ihnen exklusiv fotografieren.


Casa Manila, Intramuros

Meine Wertung: ****


Die Stadtverwaltung macht die touristischen Gebiete sicherer. Überall sind kommunale Sicherheitskräfte in ihren grauen Uniformen unterwegs.


In der Casa Manila werde ich endlich fündig. Die Gegend ist quirlig, hat viele kleine Läden, Cafés, Restaurants und der Straßenverkehr ist eingeschränkt, fast möchte ich sagen: verkehrsberuhigt.



Kirche San Augustin

Meine Wertung: *****


Der Papst ist tot, es lebe der Papst. Die barocke San Augustin Kirche aus dem Jahr 1571 ist die älteste Kirchengründung der Philippinen. Sie wurde 1607 fertiggestellt. Die Menschen hier haben sie mehrfach nach Erdbeben und Kriegen wieder aufgebaut. San Augustin ist nur wenige hundert Meter von der Kathedrale von Manila entfernt. In ihrem Umfeld gibt es gute Lokale, einige davon beschreibe ich nachfolgend.


Die San Augustin mit ihrem Vorhof ist ein Blickfang und beliebtes Fotomotiv der Touristen.

Der Besuch des Gottesdienstes ist ein Erlebnis, zeigt er doch die tiefe religiöse Verbundenheit der Bevölkerung zu ihrer Kirche. Die Dimensionen der Einflussnahme bis in die Familie hinein sind für uns Deutsche kaum vorstellbar. Bei uns schrumpft die christliche Kirche, in Asien wächst sie.



Ristorante delle Mitre

Meine Wertung: ***


Ein kleines verträumtes Lokal mit Sitzgelegenheiten vor dem Lokal.
Draußen sitzen? Nur für hitzeunempfindliche

Es ist inzwischen dunkel. Gegenüber der Kirche offenbart sich mir das Ristorante delle Mitre mit seinen köstlichen Speisen und Getränken. Die Shakes sind frisch zubereitet, das Essen gepflegt delikat. Außerdem gibt es zahlreiche Kuchen und Süßspeisen sowie einen sehr guten Cappuccino. Eine Oase.


Der Eingang des Cafés Intramuros ist mit Grünpflanzen eingerahmt.

Café Intramuros

Meine Wertung: ***


Hier bestellt ihr euren Kaffee oder Kuchen an der Kasse. Das Café Intramuros ist wie alle hier empfohlenen Cafés und Restaurants in unmittelbarer Nähe der San Augustin Kirche.


Das Publikum ist überwiegend jung, bunt gemischt aus Einheimischen und Touristen.


Ein guter Ort für eine kurze Verschnaufpause. Am Wochenende ist es sehr gut besucht, weil auch die Bewohner Manilas die Gegend gerne als Ausflugsziel nutzen.


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Café Royal

Meine Wertung: *****


Im Barabas Gebäude, neben der Kirche San Augustin.


Ein winziges Café mit einer kleinen Auswahl an Getränken und Snacks. Absolut liebevoll eingerichtet. Die Schmetterlinge im Bauch hängen in Form von Bildern an den Wänden.


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Eisverkäufer

Meine Wertung: ***


An den touristischen Hotspots könnt ihr sie finden, die kleinen Stände der Eisverkäufer.


Die Marke Sebastian scheint eine Eiskette zu sein, denn ich sehe sie über den Stadtteil verteilt. Sie bieten eine kleine, aber feine Auswahl an Eissorten an.


Zuerst war ich skeptisch. Ihr wisst schon, die allseits gefürchteten Magen-Darm-Probleme, die jeder Reisende fürchtet. Meine Skepsis war unbegründet und das Eis war sehr lecker.


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Selbstgemachte Limonaden

Meine Wertung: ***


Köstlich und erfrischend sind die selbstgemachten Limonaden in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Mein Favorit: Lemon.


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Grüne Oasen in Manila

Meine Wertung: *****


Schon allein der Eingang zum Park, mit seinen alten Mauern, verleiht pure Entspannung in einer verträumten Umgebung.

Zwischen dem Rizal Park und der San Augustin Kirche liegt der kleine, aber sehr beschauliche Puerta Reals Garden. Der Eintritt ist frei. Er bietet einige sehr verträumte und schattige Rückzugsorte inmitten dieser quirligen Megastadt.


Blick von den jahrhundertealten Mauern hinab zum Park.

Auch hier findet bei der städtebaulichen Planung ein Umdenken statt. Der Park ist auffallend gepflegt. In unmittelbarer Nachbarschaft grenzt der Golfplatz. Und frei nach Martin Luther sage ich:


"Und wüsste ich, dass morgen die Welt untergeht,

würde ich noch heute

einen Stadtpark pflanzen."



Soviel Zeit muss sein:


Der in meinem vorherigen Blogbeitrag erwähnte größere Rizal Park wird nach und nach neu bepflanzt, die Wege neu angelegt. Im Auditorium finden kulturelle Veranstaltungen statt. Und am abendlichen See tanzen die Fontänen zu diversen Musikstücken.


Du lieber Himmel: Darf ich seit Trump noch von diversen Aktivitäten berichten? Scheiß drauf!


Eine Frau läuft mit ihrem Sonnenschirm vor dem Auditorium vorbei.

Philippinisches Ballett: Schwanensee

Meine Wertung: ****

Veranstaltungsort: Aliw Theater, CCP Complex, Pasay


Peter Tschaikowski komponierte eines der meistaufgeführten Werke des klassischen Balletts.


Das Ballettmärchen handelt von der Liebesgeschichte der verwunschenen Schwanenprinzessin Odette und dem Prinzen Siegfried. Nur die bedingungslose Liebe des Prinzen kann den Zauber rückgängig machen. Hier gibt es mehrere Fassungen, mal mit, mal ohne Happy End.


Balletttänzer und Tänzerinnen auf der Bühne genießen ihren wohlverdienten Applaus.
Foto: Sab 2025

Welch kulturelle Wohltat nach all den Wanderungen durch den Großstadtdschungel: Ein Freund organisiert zwei Karten für die Vorstellung.


Fast wäre die Veranstaltung für uns buchstäblich ins Wasser gefallen. Infolge starken Regens, Wochenende und Rushhour ist fast kein Taxi zu bekommen. Die Veranstaltung fängt um 20 Uhr an, jetzt ist es kurz vor 20 Uhr. Wir warten seit einer Stunde und geben enttäuscht auf, als doch noch ein Fahrer Erbarmen zeigt.


Eine Szene im Stück Schwanensee.

Um 20:30 Uhr erreichen wir das Aliw Theater. Wahrscheinlich lassen sie uns aufgrund der massiven Verspätung nicht mehr rein.


Weit gefehlt. Wir sind schließlich in Manila. Denn wie uns ergeht es dutzenden Besuchern mit genau den gleichen Transportschwierigkeiten.


Ein Platzanweiser arbeitet die Warteschlange der Verspäteten ab und bringt uns zu den Plätzen.


Tipp: Ihr habt ein Ticket und seid zu spät dran? Nicht verzagen, einfach fahren, auch wenn die Zeit knapp ist. Auf den Philippinen herrscht ein anderes Zeitgefühl.


Fotografieren ist im Übrigen während der Veranstaltung verboten. Am Ende der Vorstellung wird es toleriert, da wimmelt es von emporgestreckten Handys.


Kurz vor knapp


Noch bevor die Regenzeit beginnt, fliege ich Anfang Juni 2025 in Richtung Dubai davon. Ich verlasse die mir ans Herz gewachsenen Philippinen, die ich so oft bereist habe. Ich lasse Freunde zurück, in der Hoffnung, dass wir uns gesund wiedersehen. Wer weiß das schon in diesen Zeiten?


In einem Seitentrakt der Kathedrale steht eine goldene Skulptur mit Johannes dem Täufer, der Jesus Christus tauft.
Die Taufe der Taufen.

 
 
 

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