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Aufforstung 1: Paraguay

  • Bernd
  • 8. Jan. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. März 2024


Ein Gaucho prüft den Zustand der Weide. Daneben steht sein gesatteltes braunes Pferd.
Ein Gaucho in Paraguay.

Ode an die Öde


Wie langweilig! Über die Brücke der Freundschaft geht es nach Paraguay. Entlang der Strecke ziehen sich stundenlang unendliche Sojaplantagen. Das Ausmaß an Monokultur sprengt sogar meine Vorstellungskraft. Mir scheint, als befände ich mich in der geografischen Herzkammer der Sojaproduzenten, die hier für unsere woke Kultur im ganz großen Stil produzieren. Kurz vor dem Herzstillstand. Das muss schief gehen. Und dabei ist Paraguay noch nicht einmal der größte Sojaproduzent. Laut WWF kommen 80 % der Sojabohnen aus den USA, Brasilien und Argentinien.


Rinderhaltung in Paraguay auf riesigen Weideflächen.
Wenigstens sind sie glücklich.

Von 2000 bis ins Jahr 2010 wurden riesige Wald- und Savannenflächen in Ackerland umgewandelt: 24 Millionen Hektar. Allein Deutschland bezieht nach Angaben der Außenhandelsstatistik (Stand 2020) 3,9 Millionen Tonnen Soja, überwiegend aus den USA und Brasilien. Solche Zahlen erdrücken. Dabei sprechen wir noch nicht einmal von der Viehwirtschaft und der Vernichtung der Regenwälder für die Holzgewinnung. Verständlicherweise sind die Lateinamerikanischen Länder angesichts dieser Zahlen von Belehrungen der Eurokraten und ihrer Doppelmoral genervt. Aber wo ist die Lösung?


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Gegen Mittag erreichen wir das Hotel Papillon in Bella Vista. Die Stadt hat etwa 8.000 Einwohner. Sie wurde 1918 am Rio Paraná von deutschen Einwanderern gegründet. Ganz in der Nähe hat die Mate-Fabrik Selecta ihren Firmensitz. Mate ist das paraguayische Nationalgetränk. Laut den Beschreibungen unseres Guides Gustav ist Mate sehr gesund, leistungssteigernd, belebend, appetithemmend. Er wird heiß getrunken. Kalt heißt es Tereré. Ich habe ihn probiert. Mir war Mate zu bitter. Deshalb schütten Newbies den ersten Aufguss weg. Hat mir aber trotzdem nicht geschmeckt. Sorry.






Ruine in rotbraun, es stehen nur noch die Außenwände und das Fundament vor blauem Himmel.
Was bleibt.

In der ehemaligen Jesuitenreduktion La Santisima Trinidad de Paraná aus dem Jahr 1706 zeigt uns Gustav die Überreste der Anlage. Sie ist inzwischen auch UNESCO Weltkulturerbe. Hier machte man die Guarani Indianer - zugegebenermaßen sehr verkürzt wiedergegeben - sesshaft, um sie später unter den spanischen Kolonialherren zu versklaven. Das ist ja mal was Neues! Da rackert man sich ab - und frau auch - schleppt Steine, hämmert und meißelt, als gäbe es kein Morgen mehr, buckelt, schleimt für "Larga vida a la revolución!" und am Ende ist alles für die Katz´. Ich schließe daraus: Die emotionale Entwicklung des Menschen hält mit der kognitiven Entwicklung nicht mit, hinkt ihr um Jahrhunderte hinterher. So schade fade Made.


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Mit jedem Tag kommen wir unserem Ziel - die Miller Aufforstungsbetriebe auf über 13.000 Hektar - beharrlich näher. Aber was wäre ein Besuch Paraguays ohne eine Übernachtung auf einer Ranch. Bei unserem Zwischenstopp auf der Estancia Tacuaty verschlägt es uns den Atem. Auf 2.700 Hektar landwirtschaftlicher Produktion sind hier platziert: ein kleines Hotel, Haupthaus, diverse Nebengebäude - angeblich sogar eine kleine Landepiste, die es in dieser Abgeschiedenheit auch braucht. Das erinnert stark an die US-Serie Yellowstone, mit dem tanzenden Wolf Kevin Costner der 90er Jahre.


Was für eine Aufbauleistung, so weit ab vom Schuss. Hierzu fällt mir nur ein Wort ein: Freiheit. Genau der richtige Ort, um politische Diskussionen zwischen Heiko und Anton beim nächtlichen Zusammensein auf der Terrasse beizuwohnen. Anton aus dem liberalen, Heiko aus dem linken politischen Spektrum. Chris und ich eher dazwischen. Aber das passt hier nicht her. Noch bin ich relativ gelassen.


Bereits am übernächsten Tag sollte mich der Schlag treffen.




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