Aufforstung 2: Paraguay
- Bernd
- 16. Jan. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Was die Amerikaner auszeichnet:
Wenn Sie scheitern,
stehen sie immer wieder auf
und versuchen es noch einmal.

Der Traum vom Urwald
Was denken Sie, wenn von Aufforstung in Südamerika gesprochen wird? Vermutlich an dichten Dschungel, Regenwald, sattes Grün. Ich muss sie leider enttäuschen. Sie sind auf dem Holzweg. Der nach dem Regenwald in Brasilien zweitgrößte Wald in Südamerika erstreckte sich von Paraguay über Argentinien und Bolivien. Allein Ost Paraguay bestand zu 80 % aus Regenwald. Heute sind es nur noch 10 %. Der weltweite Hunger nach Holz ist gigantisch. Wenn wir vom Regenwald sprechen, sprechen wir von Primärwald, d.h. natürliche Waldflächen mit einer hohen Pflanzen- und Tiervielfalt. Diese Flächen gilt es zu erhalten und zu schützen. Und genau hier kommt die Aufforstung ins Spiel.

Der Bedarf nach dem Rohstoff Holz soll durch Aufforstung gedeckt werden. Hierbei entstehen keine neuen Ur- bzw. Regenwälder. Allerdings wachsen Nutzwälder zum Schutz der Primärwälder heran. So in etwa sind die Szenarien verschiedener international agierender Aufforstungsunternehmen. In Deutschland bietet u.a. Miller Forest seine Dienstleistungen interessierten Investoren an. Ein nicht risikoloses Investment.
Genau dort bin ich seit 14 Jahren investiert, weil mir die lähmende Untergangsmentalität der Medien auf den Geist geht. Ich suchte im Rahmen meiner Möglichkeiten nach pragmatischen Lösungen und nicht die endlosen apokalyptischen Prognosen der großen Medienhäuser.
Miller Aufforstung, Hauptbetriebshof Estancia Curuzú, Paraguay

Gegen Mittag erreicht unsere Gruppe das Gästehaus eines deutschen Auswanderers, die Isla del Bosque. Die vier Zimmer sind schlicht aber gemütlich eingerichtet. Nach dem Auspacken folgt der erste Rundgang über die Estancia Curuzú. Hier ist der Hauptbetriebshof, sind Lagerhallen, Werkstätten für die riesigen Landmaschinen, Büros und eine Baumschule angesiedelt. Wir haben Anfang Dezember und mir machen bei unserem Rundgang die Temperaturen - immerhin um die 30 Grad - zu schaffen. Die Luftfeuchtigkeit in den Gebäuden, insbesondere in den Gewächshäusern der Baumschule, erdrücken nicht nur mich. Sie versorgt 13.000 Hektar Aufforstungsfläche mit Setzlingen. Bis zu 300 Beschäftigte bietet das Unternehmen Miller Forest hier einen Arbeitsplatz.
Jede Idee fängt einmal klein an


Es brauchte nur gut 10 Jahre bis auf einem Acker ein bescheidener Nutzwald wächst. Zugegeben, kein Urwald, keine wilden Tiere, nur Holz, um die Primärwälder zu schützen. Das Konzept der Aufforstung reicht von der Monokultur bis hin zum hochwertigen Mischwald. Am Ende sind es diese Plantagen, die weltweit den Hunger nach Holz stillen müssen. Alternativ existieren Konzepte, nach denen Teile der Flächen - mit Mischwald bepflanzt - stehen bleiben, in denen Tiere und Pflanzen wieder einwandern können.
Die Leistungen der Menschen hier in den Betrieben sind beachtlich. Zusammen mit Herrn Miller als Initiator der Aufforstungsprojekte, erkunden wir die verschiedenen Produktionsstätten. Von der Anpflanzung, Pflege, Ernte, Produktion zu Holzkohle, Bauholz bis zum Verkauf und der Wiederaufforstung decken die Betriebe fast die gesamte Dienstleistungspalette eines Holzunternehmens ab. Und dennoch reichen die aufgeforsteten Flächen kaum aus. Global gesehen verschwinden mehr und mehr Waldflächen auf unserem Planeten als wieder nachgepflanzt werden. Es fehlt an Macher, Mut und Moneten, an Unternehmer wie Josef Miller. Es fehlt an Risikokapital und zukunftsorientierte Investoren und zwar international.
Verbrannte Erde
Spoilern liegt mir nicht. Deswegen berichte ich Ihnen erst hier davon. Haiko hat, genau wie ich, schon vor Jahren über Miller Forest Land gekauft. Die beiden anderen erwägen gleiches zu tun, sind aber noch unschlüssig. Wenn alles gut läuft, hat man nach 12 bis 15 Jahren einen ersten Ertrag. Das investierte Geld kommt allen zugute. Die Menschen hier in Paraguay standen dem Projekt der Aufforstung anfangs mitleidig lächelnd gegenüber. Tatsächlich sollten sie aber ihre Vorbehalte schnell ablegen. Nach und nach entstanden gute Arbeitsplätze, Infrastruktur, Ausbildung im Waldbau, für Facharbeiter, Geräteführer, Gärtner, Bürotätigkeit. Anders ausgedrückt: Lebensperspektiven.
Und da stehe ich nun. Fassungslos. Deprimiert. Desillusioniert. Die Hälfte meines Waldes sei, so Josef Miller - vermutlich durch Brandstiftung - abgebrannt. 14 verlorene Jahre. Aus den Überresten konnten sie nur noch Holzkohle herstellen. Ein Teil meiner Investitionen scheinen nicht unter einem guten Stern zu stehen. Es erinnert mich an mein Haus in Kenia, auch abgebrannt. Ein überflüssiges Déjà-vu hier in Paraguay.

Ich erfülle meinen Teil
Ich frage mich rückblickend, ob das, was ich in Paraguay machte, noch etwas mit Reisen zu tun hatte. Für mich ist das Glas immer halb voll, niemals halb leer. Ich entsprang einer Arbeiterfamilie, von Geburt her kein reicher Schnösel. Ich habe nie meine Wurzeln verleugnet, nie vergessen, woher ich komme. Neid über Menschen, die mehr verdienen und besitzen ist mir fremd. Mein Ansatz vor 12 Jahren war es, den nachfolgenden Generationen etwas zurück zu geben, ein Apfelbäumchen im Sinne Martin Luthers zu pflanzen. Andreas Altmann zitiert in seinem Buch: "In Mexiko, Reise durch ein hitziges Land", Piper Verlag, ein leises mexikanisches Märchen. Dieses leise Märchen möchte ich gerne an Sie verschenken:
Der Wald brennt, die Tiere fliehen, nur der Kolibri fliegt vor und zurück zu einem See, immer wieder, nimmt einen Wassertropfen in den Schnabel und lässt ihn auf das Feuer fallen. "Was machst du denn da", fragt ihn ein schöner Adler, "das nützt doch nichts." Und der Kolibri: "Ich weiß, aber ich erfülle meinen Teil."
Goodbye Deutschland

Paraguay gehört zu den beliebtesten Ländern für deutsche Auswanderer. Es ist (noch) relativ einfach, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Rund 26.000 deutsche Auswanderer leben in Paraguay. Die größte Kolonie ist Independencia, ca. 180 Kilometer östlich von Asuncion.
Die Beantragung der Aufenthaltsgenehmigung erfolgt in Asuncion. Sie brauchen dazu lediglich den deutschen Reisepass, Ihre beglaubigte Geburtsurkunde, Führungszeugnis, Heirats- bzw. Scheidungsurkunde, diverse Einkommensnachweise oder ein 5 Hektar großes Waldgrundstück. Allerdings - und das gehört ebenfalls zur Wahrheit - sollten Sie Spanisch sprechen oder die Bereitschaft mitbringen, die Sprache zu erlernen. Ansonsten gelingt die Integration in Paraguay aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nicht wirklich. Sie schmoren sozusagen im eigenen Saft und sind den sozialen Kontakten innerhalb der deutschen Community auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wie das ausgehen kann, habe ich bereits in meinem Keniablog beschrieben. Ein weiteres wichtiges Merkmal für gelingende Integration ist eine gute Ausbildung und ihr Alter. Es ist nun mal eine Binsenweisheit, dass sich soziale Kontakte leichter in jüngeren Jahren knüpfen lassen als im Alter. Außer Sie leben in einem Seniorenreservat. Salut!




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