Foz do Iguacu
- Bernd
- 21. Dez. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Apr. 2024

Von Sao Paulo dauert der Flug nach Foz do Iguacu, eine Stadt mit 258.000 Einwohner, gut eine Stunde und 40 Minuten. Die letzte Etappe in Brasilien, bevor es nach Paraguay geht. Dort treffe ich - wie bereits erwähnt - auf eine kleine Gruppe von Investoren und die Reiseleitung des deutschen Unternehmens, das in Paraguay im großen Stil aufforstet.

"Sind Sie sicher, dass Sie im richtigen Hotel sind?", fragt mich der freundliche Herr an der Rezeption des Hotel Recanto Cataratas, als ich mich nach dem Reiseleiter der Tour samt Kleingruppe erkundige. Das Unternehmen sage ihm nichts. Laut Unterlagen sollte der Treffpunkt um 19 Uhr in der Lobby sein. Jetzt ist es 20:30 Uhr. Ich krame in meinen Unterlagen, zeige sie dem Mann. Der Veranstalter sei ihm nicht bekannt, wiederholt er. "Aber ich checke gern, ob Sie im System hinterlegt sind." Tatsächlich sind noch weitere 3 Personen registriert, wovon aber nur ein weiterer Mann angekommen ist. "Ich kann Ihnen die Zimmernummer geben!" Zu Hause in Deutschland hätte ich vermutlich wieder tausend Formulare ausfüllen müssen.
Erleichtert wähle ich von meinem Zimmer aus seine Nummer. Wenig später sitzt ein völlig übermüdeter kahlköpfiger Mittevierziger vor mir, der sich als Chris vorstellt. Wir kommen ins Plaudern. Bis vor Kurzem war er noch mit einer Brasilianerin verheiratet. Vor seiner Scheidung hatten sie sich noch gemeinsam auf Straßenfesten mit einem Stand für südamerikanische Getränke ein Zubrot verdient. Hauptberuflich arbeite er aber in der Schweiz als Krankenpfleger. Seine verschmitzte, leicht ironische Art beim Erzählen gefällt mir. Wir verstehen uns auf Anhieb und erkunden das weihnachtlich dekorierte Hotel. Es beherbergt viele Familien, ist auf deren Bedürfnisse ausgerichtet, bietet durch seine Weitläufigkeit genügend Platz für die Kinder und ihren sichtlich gestressten Eltern. Aber auch Alleinreisende kommen mit einem breiten Angebot an kulinarischen Speisen und Getränke auf ihre Kosten. Die reichhaltig ausgestatteten Bars mit Livemusik machen den Aufenthalt kurzweilig.

Am darauffolgenden Morgen lerne ich die beiden anderen Teilnehmer kennen. Anton, in seiner äußerlichen drahtig-durchtrainierten Erscheinung zweifellos ein Feingeist, arbeitete als Softwareentwickler bei einer großen deutschen Softwarefirma. Nun genießt er mit seinen 66 Jahren das Rentnerdasein, unter anderem mit Radtouren im In- und Ausland. Und dann ist da noch Haiko, Schweißermeister aus Thüringen, bodenständig wie aus einem Western mit John Wayne. Wie ich hat auch er bereits Land in Paraguay erworben. Nun spielt er mit dem Gedanken ganz in dieses Land auszuwandern. Er ist ein Macher, ein Anpacker, kann an keiner noch so großen landwirtschaftlichen Maschine einfach so vorbei gehen.
Gustav, unser Guide, kommt aus und lebt in Paraguay, mit deutschen Wurzeln und spricht die Sprache perfekt. Er ist groß, breitschultrig, hat einen leichten Silberblick, der mich etwas irritiert. Trotz seines fortgeschrittenen Alters sieht er aus wie ein Lausejunge. Er entschuldigt sich für die Verspätung am gestrigen Tag. Es gab Probleme mit den Ankunftszeiten der Fluggesellschaften.
Gut zu wissen
Vom Terminal Urbano in Foz do Iguacu fahren täglich Busse zu den Wasserfällen.
Die Eintrittspreise schwanken aufgrund von Inflation und allgemeiner Teuerung stark. Deshalb verzichte ich auf solche Angaben hier an dieser Stelle.
Saison ist ganzjährig, das Klima ist subtropisch. Die beste Reisezeit ist Februar bis September. Die übrigen Monate sind feucht und heiß.
Beide Seiten haben ihren Vorteile. von der argentinischen Seite gibt es zahlreichere Panoramaansichten.
Der zornige Gott Boi
Unsere Tour startet nach einem ausgiebigen Frühstück zunächst auf der brasilianischen Seite, in Foz do Iguacu. Von hier aus geht es für einen kurzen Abstecher nach Argentinien. Dort könne man - so Gustav - die Wasserfälle am besten sehen. Das große Wasser nennen die paraguayischen Ureinwohner die Iguacu Wasserfälle. Sie sind von Brasilien und Argentinien zugänglich, haben eine Ausdehnung von 2,7 bis 4 km - je nachdem wo man nachliest - und bestehen aus etwa 250 Wasserfällen. Einige sind bis zu 82 beeindruckende Meter hoch, mit 1500 m³/s bis 10500 m³/s Wassermasse.
Ursprünglich war der Iguacu ein Klarwasserfluss. Die Erosion, ausgelöst durch die Entwaldung in Brasilien, verleiht ihm eine braune Farbe, was auf die erheblichen Sedimentmengen zurückzuführen ist. Die Wasserfälle gehören seit 2011 zu den sieben Weltwundern der Natur. Seit 2013 sind sie von der UNESCO auch Weltnaturerbe. Der Hauptwasserfall wird Garganta del Diabolo, Teufelsschlund, genannt, ist eine 150 Meter breite und 700 Meter lange Schlucht.
Der Mythos der Ava, eine indigene Gruppe, besagt, dass der bösartige Gott Boi - er hat die Form einer Riesenschlange - jedes Jahr eine Jungfrau forderte. Eine der Auserwählten suchte im Kanu flussabwärts mit ihrem Geliebten das Weite. Daraufhin schlug Boi, voller Zorn, eine Schlucht in das Flussbett. Daran merken wir, dass auch Götter nicht immer ihre Emotionen im Griff haben. Die Seele des Mädchens blieb in einem Felsen am Fuß des Wasserfalls gefangen. Ihr Geliebter, zu einem Baum am Ufer des Teufelsschlundes verwandelt, war für immer von seiner Liebe getrennt. Oh, loderndes Feuer, oh, göttliche Macht, soll schon Nero gesungen haben, als Rom brannte.

Jedes Jahr besuchen bis zu 1,5 Millionen Menschen die Iguacu Wasserfälle. Gemessen an dem Andrang ist die Organisation durch die Nationalparkverwaltung gut geregelt. Die Routen sind gut ausgeschildert, führen durch dichten Wald, über Stege und Aussichtsplattformen. Etwa 30 Minuten dauert die Fahrt von Foz do Iguacu zum Parque National Iguazú in Argentinien. Sie haben die Auswahl zwischen fünf Wanderwegen. Aktuelle Öffnungszeiten, Infos über den Park sowie Eintrittskarten unter iguazuargentina.com. Um längere Wartezeiten an der Grenze zu Argentinien zu vermeiden, empfehle ich frühmorgens loszufahren.
















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